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Prisoners of the night

BakuraxYami SetoxJoey
von

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Blutrausch

4. Blutrausch
 

Yami rührte sich nicht vom Fleck. „Wie hast du mich genannt?“ fragte er, da er Bakuras Worte nicht glauben konnte.

Der Weißhaarige nahm wieder eine aufrechte Haltung ein. „Ihr habt mich schon verstanden. Euer Vater war einst der Lord und da Ihr sein Sohn seit, steht nun Euch dieser Posten zu.“

„Was soll das heißen mein Vater war dein Lord? War er auch ein Vampir?“ Yami konnte es nicht fassen.

„So ist es.“

„Wie wäre es, wenn du mir endlich mal alles erklären würdest. Und hör auf mich zu siezen.“

„Ihr seit Lord, das gehört sich so.“

„Dann befehle ich dir es zu lassen.“

Bakura gab ein kurzes Seufzen von sich. „Lass uns in den Salongehen. Dort ist es gemütlicher.“ Er wand sich nach rechts und schritt auf einen großen Durchgang zu. Der runde Türbogen bestand aus Marmor und die beiden Flügeltüren aus mit Silber verziertem Mahagoni.

Der Raum, den sie nun betraten war mindestens genauso groß, wie die Eingangshalle und ebenso edel und antik eingerichtet. Jedoch war alles mit einem dicken Staubfilm bedeckt und bei jedem ihrer Schritte wirbelten sie kleine Staubwolken auf. „Die müssen wirklich geglaubt haben, dass wir nicht mehr zurückkehren,“ flüsterte Bakura und betrachtete angewidert das Sofa. Als er mit der flachen Hand drauf drückte, schien der Stoff zu atmen.

„Von wem redest du?“ fragte Yami.

Bakura zuckte mit den Achseln. „Hab sie nie zu Gesicht bekommen, aber sie haben mal das Schloss sauber gehalten.“ Er beugte sich vor. „Und jetzt wird es langsam Zeit, dass ich dir die Geschichte erkläre.“

„Ganz genau!“ Yami verschränkte die Arme vor der Brust und wartete gespannt auf Bakuras Erzählung.

„Ich war Zwanzig, als dein Vater mich biss. Es sind also bereits 74 Jahre vergangen.“ Der Weißhaarige machte eine Pause, als würde er überlegen, wo genau er anfangen sollte, dann fuhr er fort. „Der Atemu Clan – der Clan deines Vaters – war mächtig und lebte in diesem Schloss. Das Verhältnis zwischen Vampiren und Werwölfen war schon immer angespannt. Die Wölfen warf man barbarisches Verhalten vor und den Vampiren altmodisches Getue, außerdem nahmen sie sich gegenseitig Revier und Beute weg,“ sagte er und pausierte erneut. Überlegte, wie viel er Yami erzählen sollte, damit dieser klar kam. Immerhin hatte er Atemu versprochen Yami nichts zu verraten, solange es nicht Ernst wurde. „Dann wurde das Fass zum Überlaufen gebracht und die Werwölfe griffen uns an. Die Biester waren mächtiger als wir und töten die Meisten von uns.“

„Was war der Auslöser für den Kampf?“

Die braunen Augen streiften ausweichend durch den Raum. „Werden sich wohl bedroht gefühlt haben.“

Yami runzelte die Stirn, doch Bakura würde ihm sicherlich keine genauere Antwort geben, also fragte er etwas anderes. „Warum haben uns dann aber Vampire angegriffen?“

„Sie müssen mit den Wölfen einen Packt geschlossen haben,“ sagte Bakura und sah seinen Schützling noch immer nicht an, dieser schien jedoch nicht zu bemerken, dass es nur die halbe Wahrheit war, die ihm erzählt wurde. Jetzt, wo er noch so wenig über ihre Art wusste würde es leicht sein ihn damit zufrieden zu stellen.

Laut knallte es und die Fensterläden im gesamten Schloss fielen zu und verschlossen sich selbstständig mit den Riegeln. Yami zuckte erschrocken zusammen und sah auf. „Es wird hell,“ klärte der Braunäugige ihn auf und stand auf. „Lass uns schlafen gehen. Morgen Nacht werden wir jagen gehen und den Clan wieder zum neuen Leben erwecken.“

Er verließ den Raum und Yami folgte ihm durch die große Halle hindurch und die Treppe hinauf. Oben befand sich ein langer Flur, von dem rechts und links Türen abgingen. Bakura ging den Gang entlang, bis er schließlich vor einer zum Stehen kam, die reich mit Silber verziert war und deren Mitte ein großes Wappen schmückte. „Das Zeichen unseres Clans. Das ist dein Zimmer,“ sagte der Weißhaarige und öffnete die Tür.

Neugierig sah sich der Violettäugige in seinem neuen Heim um. Die großen Fenster waren fest verschlossen, sodass kein Lichtstrahl hinein fiel. Die Wände waren, wie auch schon unten, mit Wandteppichen und schweren Vorhängen behangen. Auf dem Boden lag ein warmer dunkler Teppich, an einer Seite stand ein Schreibtisch und diesem gegenüber ein großer Schrank mit Spiegel. Von diesem nicht weit entfernt befand sich auch das riesige Himmelbett und diesmal war von Staub keine Spur zu sehen. Die Wesen, was auch immer sie waren, schienen hier schon sauber gemacht zu haben.

„Gehörte das meinem Vater?“ fragte Yami und ging in die Mitte des Zimmers.

„Ja,“ antwortete Bakura. „Mein Raum ist drei Zimmer weiter. Wenn du also mal wieder nicht schlafen kannst...“

Yami unterbrach ihn ruppig. „Was heißt hier schon wieder??!! Als ob es dir anders ergangen wäre, als du plötzlich ein Vampir warst!! Ich kann sehr gut allein schlafen!!“

Bakura lächelte. „Ich hätte gerne noch mal auf dich aufgepasst,“ sagte er scheinheilig und mit einem zweideutigen Blick, durch den Yami völlig aus dem Konzept geriet und seine Wut vergaß.

„Was....meinst du damit?“ fragte der Schwarzhaarige entgeistert.

„Gar nichts.“ Bakura wand sich ab. „Denk dran, sollte was sein, ich bin drei Zimmer weiter.“ Eilig verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. /Das ist überhaupt nicht gut. Scheiß Hormone! Suchen sich immer den aus, der es nicht sein darf!/ wütend auf sich selbst knirschte er mit den Zähnen. Yami war kein Kind mehr, sondern in Bakuras Augen ein verflucht gut aussehender Vampir. Und die klassische Garderobe trug nicht gerade zur Verschlechterung von Letzterem bei.

/Das bringt doch alles nur Schwierigkeiten mit sich./ müde betrat der Weißhaarige sein Zimmer. Zwar war es nicht so luxuriös, wie Yamis, doch schließlich war er auch kein Lord. Erschöpft löste er nur noch den Umhang von seinen Schultern, warf ihn zusammen mit dem Schwert auf einen Stuhl und ließ sich dann aufs Bett fallen. Kurz darauf schlief er noch mit einem letzten Gedanken ein.

Hoffentlich ging alles gut.
 

Yami hatte sich bis auf die Hosen entkleidet und kroch nun ebenfalls unter die Bettdecke. Tatsächlich fühlte er sich heute wohler und eine angenehme Wärme umgab ihn, obwohl er in einem altertümlichen Schloss war und erfahren hatte, dass auch noch Werwölfe ihr Unwesen trieben.

Müde schloss er die Augen und kuschelte sich in die weichen Kissen. Vogelgezwitscher drang durch die Fenster zu ihm hindurch, draußen schien der Morgen angebrochen zu sein.

Obwohl er sich so wohl fühlte suchten ihn Alpträume heim.

Vermummte Gestalten griffen ihn und Bakura an. Sie tauchten hier im Schloss auf, zusammen mit einer gewaltigen Scharr Wölfe. Die Tiere stürzten sich auf fliehende Vampire und zerrissen sie in der Luft. Yami rannte durch ihre Reihen, verzweifelt auf der Suche nach jemanden.

Dann plötzlich wurde er umgerannt und rollte über den Boden. Als er wieder hochkam sah er einen Wolf, wie er sich auf eine Gestalt gestürzt hatte. Zuerst glaubte Yami er selbst wäre es, doch der Vampir war älter als er. Der Mann schlug nach dem Ungetüm über sich, doch schien es diesem nicht zu stören.

Dann stürzte sich plötzlich von hinten jemand auf den Wolf und dieser jemand besaß weiße Haare. „Bakura,“ rief Yami und wollte seinem Freund helfen, doch er stand da wie versteinert. „Bakura!“ rief er lauter, als der Wolf mit seiner Tatze nach dem Vampir schlug. „BAKURA!“
 

Lautes Knallen und Yami setzte sich ruckartig auf. Im Zimmer sprangen die Fensterläden auf und Mondlicht erhellte sein bleiches Gesicht. /Nur ein Traum./ dachte er und starrte die Bettdecke an. Yami war schweißnass und sein Atem ging schnell.

Mit zittriger Hand strich er sich den feuchten Pony aus der Stirn. „Nur ein Traum,“ flüsterte er leise, schlug dann die Bettdecke zurück und stand auf. Ein kalter Schauer jagte ihm über den Rücken und er fröstelte. Es war alles so real gewesen, als ob er dabei gewesen wäre. Ein Knarren der Wände beruhigte ihn nicht wirklich.
 

Nachdem sich Yami im anliegenden Bad gewaschen und sich angezogen hatte betrat Bakura das Schlafzimmer. Der Weißhaarige war gutgelaunt, was wohl daran lag, dass er endlich wieder zuhause war. „Seit ihr bereit, my Lord?“ fragte er und ging auf eines der Fenster zu.

„Du sollst mich nicht siezen!“ sagte Yami.

„Was glaubst du, was wohl mit deiner Autorität passiert, wenn ich dich in Gegenwart des Clans duze?“

„Wir sind aber alleine.“

„Nicht mehr für lange. Komm, wir haben eine lange Nacht vor uns.“ Bakura schwang sich einfach aus dem Fenster und kurz darauf flatterte ein Falke vor dem Schloss und wartete auf seinen Herrn. Dieser folgte kurz darauf.

Bakura gab die Flugrichtung vor und schon bald erkannte Yami ihr Ziel. Sie flogen auf eine Stadt zu. Nach zehn Minuten landeten sie am Stadtrand und aus den Vögeln wurden wieder Menschen. „Dir ist klar, dass wir mit diesem Outfit ziemlich auffallen werden?“ fragte Yami prüfend und sah zu dem Weißhaarigen herüber.

„Es soll uns ja niemand sehen.“ Antwortete dieser nur und marschierte durch die Gassen, als wäre er unsichtbar. „Nutz doch mal deine neuen Sinne. Dann hörst und riechst du es nämlich, wenn ein Mensch in der Nähe ist.“ Yami tat wie ihm geheißen und spitzte seine Ohren. Tatsächlich hallten Bakuras Schritte nun deutlich in seinen Ohren wieder und vernahm sogar neben sich die leisen Pfoten einer Katze. Witternd sog er die Luft ein und der Wind trug ihm ein Wirrwarr aus Gerüchen zu. Von Abgasen, bis hin zum Zigaretten- und Alkoholgeruch, der aus einer nahe liegenden Kneipe strömte.

Anscheinend war genau diese Kneipe Bakuras Ziel. Die Vampire versteckten sich unter ein paar abgestellten Brettern nahe der Tür und warteten. Nach und nach betraten Menschen die Kneipe und verließen sie wieder und jedes Mal nahm Yami ihren Geruch war und ihr Blut schien in seinen Ohren zu rauschen.

Begierig leckte er sich über die Lippen. Ihm dürstete nach Blut. Worauf wartete Bakura noch? Warum saß er still da und rührte sich nicht? Die Beute war betrunken und würde sich später nicht mehr daran erinnern, oder die Begegnung für Einbildung halten.

„Ruhig,“ zischte ihm Bakura ins Ohr, denn er hatte die Wandlung seines Schützlings bereits bemerkt und sie beruhigte ihm keineswegs. Die Augen des Schwarzhaarigen glimmten kurz rot auf und die spitzen Eckzähne traten hervor. Bakura überlegte schon, ob es besser wäre zurück zum Schloss zu gehen, als es passierte.
 

Ein Junge verließ die Gaststätte und der Violettäugige nahm deutlich den süßen Geruch des jungen Blutes wahr. Gierig sog er die Luft ein und machte Anstalten sich auf sein Opfer zu stürzen, doch der Weißhaarige hielt ihn an der Schulter zurück. Als Yami daraufhin ein verärgertes Zischen von sich gab drehte der Junge ihnen das Gesicht zu.

„Wer ist da?“ fragte er und seine olivgrünen Augen sahen ängstlich zu den Holzplatten herüber.

„Beherrsch dich,“ redete Bakura weiterhin auf seinen Lord ein, doch für diesen gab es nun kein Halten mehr. Kräftig stieß er sich vom Boden ab, stieß dabei an die Holzplanken, die klappernd zu Boden fielen und stürzte sich mit Zähnen und Klauen auf sein Opfer, welches viel zu geschockt war, um zu reagieren.

Yami achtete nicht auf das, was er tat. Hauptsache er kam an das warme Blut. So bemerkte er nicht, wie er mit den Nägeln über Haut und Kleidung scharrte und wahllos den Jungen zerbiss. Gierig saugte er die rote Flüssigkeit aus den Adern und schluckte sie herunter. Sie schmeckte süßlich, wie halt ein Kind zu schmecken hatte.

„Herr Gott, was tust du denn?!“ rief Bakura, griff Yami unter die Arme und zog ihn so von dem Jungen weg. „Beruhig dich doch!“ doch der Violettäugige zischte nur ärgerlich und versuchte sich loszureißen. Als das jedoch nichts brachte versuchte er nach Bakura zu schlagen, dieser wich jedoch aus und schleuderte den Jüngeren beiseite.

Nach Atem ringend drehte sich der Weißhaarige um, als Yami nicht wieder aufstand nahm er zuerst den Toten und versteckte ihn unter den Brettern, dann wollte er sich seines Schützlings annehmen.

Wankend richtete Yami sich auf. Seine Sicht war verschwommen, doch wurde sie schnell wieder klar. Mit einem wütenden Fauchen stürzte er sich auf Bakura, der unter ihm wegtauchte. „Yami du bist nicht bei Sinnen!“ rief er, ergriff den Arm des Violettäugigen und drehte ihn auf den Rücken. Wieder ein ärgerliches Fauchen, doch der Vampir kam diesmal nicht los.

Schnell zog Bakura ihn in eine Gasse, gerade noch rechtzeitig, bevor die Kneipentür erneut aufging. Diesmal war es ein Mann mit langen rosa Haaren, der sich suchend umsah. Yami zerrte stärker, da er sich auch auf diesen Menschen stürzen wollte, doch der Weißhaarige gab nicht nach. „Halt dich zurück!“

„Leon?“ rief der Mann nun und trat ein paar Schritte auf die Straße. „Leon!“ suchend sah er die Straße hinauf und hinunter und näherte sich dann der Gasse, in der die Vampire waren. Er musste Yamis Fauchen gehört haben.

Sofort packte Bakura seinen Schützling und zerrte in weiter in den Schatten, hatte dabei arg zu kämpfen. „Leon komm endlich raus! Ich weiß, dass du hier bist!“ Der Weißhaarige unterdrückte einen Schmerzeslaut, als Yami ihm in den Arm biss.

/Hau endlich ab!/ rief er gedanklich dem Rosahaarigen zu, der dann auch endlich verschwand, als hätte er Bakuras Worte gehört. Der Vampir rührte sich jedoch nicht vom Fleck, erst, als Yamis zu ihm sprach ließ er diesen los.

„Bakura, was soll das?“ fragte der Violettäugige verwirrt und drehte sich zu dem Weißhaarigen um, massierte sich dabei seinen schmerzenden Arm.

„Geht’s wieder?“ fragte Bakura und betrachtete seinen blutbeschmierten Schützling.

„Was ist passiert? Wo kommt das Blut her?“

„Du warst im Blutrausch. Ist nicht so schlimm, das passiert anfangs schon mal, da du mit deinem Körper und dessen Bedürfnissen noch nicht so recht umzugehen weist.“

„Ich erinnere mich an nichts. Hab ich dich angegriffen?“

„Halb so wild,“ winkte Bakura ab, doch Yami griff nach seiner Schulter und zog diese zu sich herum.

„Was ist passiert?“ fragte er eindringlich.

„Das willst du nicht wissen.“

Yami schwieg kurz, dann grinste er. „Ich bin doch jetzt dein Lord, oder?“ fragte er prüfend.

Bakura haderte mit sich und gab schließlich nach. Dem Wort seines Herren musste er Folge leisten. „Komm mit,“ sagte er knapp und kehrte zur Kneipe zurück. Anscheinend hatte der Fremde aufgegeben, oder woanders weiter gesucht, denn er war nicht mehr hier. Auch schien er den Jungen, der Leon hieß, noch nicht gefunden zu haben.

Bakura beugte sich vor und schob die Brette beiseite. „Diesen Jungen hast du ausgesaugt,“ sagte er, als wäre es das Selbstverständlichste, doch dies schien es nicht für Yami zu sein. Sein blasses Vampirgesicht verlor den letzten Rest an Farbe und starrte mit Entsetzen und Unglaube auf den Toten.

„Das war ich?“ flüsterte er heiser und betrachtete den zerfetzten Körper.

„Du warst im Blutrausch.“ Gab Bakura als Erklärung ab, doch Yami schien sich damit nicht zufrieden zu geben, denn im nächsten Moment hatte er eine Hand im Gesicht kleben.

„Hör auf das mit so einer Verständlichkeit zu sagen,“ sagte Yami und seine Stimme begann zu zittern.

„Yami...“ begann Bakura, doch er erhielt nur eine weitere Ohrfeige.

„Halt die Klappe! Ich hab nie darum gebeten ein Vampir zu werden! Du hättest mich ja mal wenigstens vorwarnen können!“ brüllte er nun. „Du bist ein Monster! Und ich hasse DICH!“ Yami machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Straßen entlang.

„Yami, komm zurück!“ rief Bakura und lief dem Vampir hinterher. „Du Dummkopf! Komm zurück!“ Bakura suchte alles ab, doch Yami war nicht mehr zu finden. „Yami!“ rief er, auch wenn er sich sicher war, dass der Gesuchte nicht antworten würde, selbst wenn er ihn hören würde.
 

Yami ging eine dunkle Gasse entlang, lehnte sich dann schließlich an die kühle Wand aus Steinen und sank an ihr auf den Boden. Sein Körper zitterte vor innerer Kälte und einzelne Tränen liefen ihm übers Gesicht. Das Bild des entstellten Jungen verschwand nicht mehr aus seinem Kopf.

/Was hab ich getan? Ich hab einen Menschen umgebracht, noch dazu ein Kind! Wie konnte mir nur so etwas passieren?/ er starrte auf seine zitternden, blutbeschmierten Hände, als wären es die eines Fremden.

„Ich bin ein Mörder,“ flüsterte er. „ICH HOFFE DU BIST JETZT ZUFRIEDEN, BAKURA!“ schrie er in die Nacht hinaus und eine Katze ergriff mit einem angstvollen Kreischen die Flucht.

Langsam stand Yami wieder auf. Er musste sich irgendwo waschen, denn den Geruch des Jungen, der an ihm haftete wie ein Brandmal, konnte er nicht mehr ertragen. Witternd sog er die Luft ein, bis er den Geruch von Wasser wahrnahm und ging dann in die Richtung, aus der der Geruch kam.

/Ich hab jemanden umgebracht....ein Kind....nur um selbst leben zu können..../ solche und ähnliche Gewissenbisse plagten ihn den ganzen Weg über.
 

Erfolglos landete Bakura, nun wieder in seiner Falkengestalt, auf einer Laterne und gönnte sich eine kurze Pause. Er bezweifelte Yami noch zu finden, vor allem, da er sich noch nicht mal sicher sein konnte, ob dieser noch in der Stadt war. Vielleicht war er ins Schloss zurückgekehrt, vielleicht hatte er aber auch die Flucht ergriffen.

Doch der Weißhaarige hoffte nicht auf Letzteres, denn dann würde die Chance ihn zu finden so gut wie unmöglich sein. Außerdem bestand dann das Risiko, dass die Anderen ihn fanden.

/Wo bist du nur?/ Bakura breitete seine Flügel aus und schwang sich erneut in den Himmel. Eine Weile kreiste er über den Häusern, dann flog er tiefer, um die Gassen absuchen zu können.
 

Yami hatte inzwischen den Fluss erreicht. Er hockte unter der Brücke, die über das Wasser führte, und wusch sich das Blut vom Körper. Die roten Flecken verschwanden zwar, jedoch nicht der Geruch des Jungen. Angewidert schüttelte Yami sich und begann energisch seine Hände von dem Geruch zu reinigen, doch wollte es ihm nicht gelingen.

Nach einer Weile gab er auf und setzte sich ins Graß. Was sollte er jetzt machen? Unter Menschen konnte er nicht bleiben, wenn er in Blutrausch geriet, aber wo sollte er dann hin? Wo gab es schon einen Ort, an dem nie ein Mensch vorbeikam?

Unbewusst sog Yami die Luft ein und zuckte zusammen, als er eine Fährte aufnahm. Der Geruch von Damenparfüm stieg ihm in die Nase. Schlagartig begann er zu zittern. Was wenn er wieder jemanden tötete? Die Stimme einer Frau drang an sein Ohr und Schritte näherten sich seinem Versteck.

„...wir sehen uns dann morgen und gute Nacht,“ sagte die Frauenstimme und ein Piepton erklang. Anscheinend hatte sie telefoniert. Der Schwarzhaarige spürte den Drang in sich aufsteigen aus seinem Versteck zu kommen, doch versuchte er sich zurückzuhalten.

Sein Opfer stand nun genau über ihm auf der Brücke und schien den Fluss zu betrachten. /Geh weiter./ bat Yami und umklammerte seinen Oberkörper. Er konnte sie nun auch riechen. Mit jedem Atemzug nahm er ihren Geruch war und er spürte das Verlangen das Blut der jungen Frau zu schmecken.

Gierig leckte er sich über die Lippen und wanken erhob er sich. /Nein!/ rief er sich zur Ordnung und hielt inne. /Reiß dich zusammen./ Sein Herz begann wie wild zu schlagen und ein Fauchen kam ihm über die Lippen. Er wollte endlich Blut schmecken, doch etwas in ihm wehrte sich dagegen.

Unsicher, nicht wissend, was er tun sollte, verließ er sein Versteck und als er aus dem Schatten der Brücke trat und sich umdrehte konnte er die Frau sehen. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt und starrte weiterhin verträumt auf das Wasser.

Die violetten Augen fuhren den schönen Körper entlang. Die schwarzen, hochgesteckten Haare wehten leicht im Wind und lösten sich allmählich aus ihrem Knoten. Die helle Haut schimmerte im Licht einer Laterne. Yami konnte sich nicht länger zurückhalten. Mit einem kräftigen Sprung stieß er sich vom Boden ab, sodass er das Brückengeländer greifen konnte und zog sich daran herauf.

Die Frau schrie erschrocken auf und wich zurück. Yami knurrte gierig, hielt dann jedoch inne, als er die Angst in den Augen der Schwarzhaarigen sah. /Ich will sie nicht töten./ redete er sich ein, machte jedoch gleichzeitig einen Schritt auf die Menschenfrau zu.

„Was wollen Sie?“ fragte sie und wich zurück.

„Lauf...weg...“ flüsterte Yami heiser und kam immer näher.

„Geht es Ihnen gut?“ fragte die Frau nun, die wahrscheinlich glaubte einen psychisch Kranken vor sich zu haben.

„Lauf weg!“ wiederholte Yami, diesmal eindringlicher. Seine Eckzähne traten hervor, woraufhin sein Opfer erneut aufschrie. „Verschwinde!“ Die Blutdurst übermannte ihn und er machte einen Satz, um sich auf die Frau zu stürzen.



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