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Rising Like A Phoenix

In einer Welt für die man nicht geboren sondern geschaffen wurde
von

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the curious incident on the street in the night time

Rising Like A Phoenix
 

Yuugi:

Mit einem tiefen Seufzer schließe ich meinen Spind und verschließe ihn.

Wieder ist ein harter und anstrengender Tag vorbei.

Wieder ein Tag an welchem ich nicht eine Minute Zeit für mich hatte.

Erst saß ich von acht bis fünfzehn Uhr in den Vorlesungen und anschließend führte mein Weg mich direkt zu meiner Arbeitsstelle, einem Äußerst edlen Restaurant in welchem ausschließlich die Oberschicht zu speisen vermag, da es sich ein Normalsterblicher wie ich es sich nicht einmal im Traum leisten könnte.

Ich möchte damit nicht sagen das ich arm bin, nein.

Ich gehöre wie die meisten Japaner zur Mittelschicht, welche zwar nicht jeden Yen zweimal umdrehen muss, aber auch nicht so viel haben das sie das Geld bedenkenlos zum Fenster hinaus werfen könnten.

Und um sicher zu gehen das ich nicht irgendwann in finanzielle Engpässe falle gehe ich drei Mal die Woche nach der Uni in diesem Restaurant für sechs Stunden arbeiten.

Und wie immer nach einem dieser Tage habe ich das Gefühl schon im stehen einzuschlafen.

Wenn ich daran denke, dass ich daheim noch für eine Klausur büffeln muss und sicherlich nicht vor ein Uhr ins Bett kommen werde, könnte ich heulen. Doch da dies mir auch nicht weiterhelfen würde raffe ich mich auf, nehme meine Tasche und nachdem ich mich von den anderen Angestellten verabschiedet habe verlasse ich das Restaurant „Sakura“ durch den Personaleingang.

Kaum im Freien angekommen, merke ich noch während ich die Tür hinter mir schließe, dass es in Strömen regnet und schnell greife ich in meine Tasche und wühle darin nach meinem Regenschirm.

Doch so viel ich den Inhalt auch hin und her schiebe ich werde nicht fündig bis es mir wie Schuppen von den Augen fällt.

Ich hatte mir seit zwei Wochen einen neuen kaufen wollen, da ich meinen letztens im Bus hatte liegen lassen als ich mal wieder zu spät dran war weil ich verschlafen hatte.

„Na toll...!“, fluche ich leise über mich selbst während ich den Reisverschluss meiner Tasche wieder verschließe und mir anschließend den Kragen meiner Jacke aufstelle, da es neben dem Regen doch recht frisch ist.

Nicht wirklich verwunderlich, wenn man bedenkt das es Anfang November ist und innerlich stelle ich mich schon darauf ein wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei Tage mit einem ordentlichen Schnupfen flach zu liegen.

Tja, aber das kommt davon wenn man so etwas immer wieder aufschiebt.

Während ich im Kopf schon die Medikamente durch gehe, welche ich morgen wahrscheinlich aus der Apotheke besorgen sollte, wird mein Blick auf eine Limousine gelenkt, welche grade am Restaurant vorfährt. Es ist eine dieser besonders luxuriösen Teile. Gestrecht. Und mit Minibar, TV und einem Dach aus getöntem Panzerglas.

Nachdem der Chauffeur die Tür geöffnet hat, steigt ein Ehepaar mittleren Alters aus. Gefolgt von einem Puppyboy, welchen sie an einer Leine führen.

Dies ist seit nun gut 21 Jahren der Renner unter der Oberschicht der Wellt.

Seit vor gut 25 Jahren ein amerikanischer Wissenschaftler den ersten Catboy in einem Reagensglas züchtete, war dies die Geburt einer neuen Rasse.

Diese Wesen sind vom menschlicher Gestalt, jedoch tragen sie Hunde- bzw. Katzenohren und den passenden Schwanz. Selten sind einige ihrer Sinne ausgeprägter oder aber sie weisen wenige Verhaltsweisen auf, welche bei ihren tierischen Verwandten üblich sind.

Meiner Ansicht nach jedoch sind es Menschen.

Sie können reden, lachen, weinen, kennen Gefühle wie Ärger, Angst und Vertrauen, Enttäuschung und Liebe. Sie essen wie Menschen mit Besteck und nicht wie Tiere aus einem Napf denen man ihnen vorsetzt. Sie haben einen eigenen Willen, welchen allerdings viele ihrer Besitzer zu beherrschen oder zu unterdrücken wissen. Nur selten landen diese Wesen bei einer Familie, die sie wie ein Lebewesen und nicht wie ein Spielzeug oder einen Gegenstand behandelt, den man zu allem benutzen kann, wozu man es selber mag.

Nicht selten kommt es vor, dass diese Wesen von ihren Besitzern als Sexspielzeug gehalten werden.

Es ist einfach furchtbar, es ist Grausam und für mich einfach unverständlich.

Mein Blick ist starr auf das Gesicht dieses Jungen mit den braun-weißen Schlappöhrchen gerichtet, während dieser starr auf den Boden schaut.

Seine Augen leer und abwesend. Seine Haltung geduckt und unterwürfig.

Es ist furchtbar, dabei sieht er nicht älter aus als 14 Jahre.

Noch so jung und schon scheint jede Lebensfreude aus seinen Augen verloren.

Während ich sehe wie sie im Restaurant verschwinden spüre ich wie mein Hass auf diese feine Gesellschaft noch mehr ansteigt.

Wüste ich nicht durch meinen Freund Seto Kaiba dass es auch in dieser Schicht Individuen gibt, die sich menschlich verhalten, währe ich dafür das man diese Schicht der Gesellschaft GÄNZLICH ausrottet.

Oder ihnen vielleicht einmal ihre Nasen stutzt, die sie meist viel zu hoch tragen.

Tief seufzend schüttle ich den Kopf als ich plötzlich zusammenzucke; ein Blitz die Straße fast taghell erleuchtet und wenige Sekunden später ein lautes Donnern folgt.

Ich hasse Gewitter.

Ich würde nicht sagen, dass sie mir Angst machen aber... ich mag es nicht dabei auf der Straße zu sein, man hört ja oft genug von Leuten, die von einem Blitz getroffen wurden und auch wenn nicht alle daran sterben bin ich auf die Erfahrung wie es ist unter Strom zu stehen nicht grade scharf.

Deshalb beschließe ich auch die Abkürzung zu nehmen, welche mich leider durch eine nicht ganz so prickelnde Gegend von schmalen Straßen und kleinen Gassen führt, wo man Prostitution und Drogen an fast jeder Ecke findet.

Vielleicht jedoch habe ich Glück und diese unliebsamen Gestalten bleiben bei diesem Wetter in ihren Löchern.

Mit schnellen Schritten bahne ich mir meinen Weg und lausche auf jedes Geräusch, achte auf jeden Schatten und jedes Auto das durch die kleinen Straßen fährt.

Ich bereue schon nach der hälfte der Stecke nicht doch den längeren Weg gegangen zu sein, denn durch den Regen und das Gewitter wirkt alles noch viel unheimlicher und mir ist so gar nicht wohl grade an diesem Ort zu sein.

Immer schneller werden meine Schritte bis ich fast renne.

Meine Klamotten inzwischen durch bis auf die Haut, ich nehme ich nicht einmal die Kälte wahr, welche sich in meinem Körper ausbreitet da ich nur Kopf für eine Sache habe und zwar so schnell wir möglich diesen Abschnitt hinter mich zu bringen.

Und schließlich, nach 15 Minuten biege ich in die kleine Gasse ein, welche mich zu meiner Wohnsiedlung führt, in welcher mein Wohnblock steht.

Während mein Schritt sich wieder normalisiert, beruhigt sich auch mein Herz und meine Atmung wieder bis ich bei einem erneutem Blitz vor mir etwas sehe, was mich wie angewurzelt stehen bleiben lässt.

Ein Schatten... eine Gestalt, welche sich scheinbar über die Mülltonnen hermacht, denn anders kann ich das Klammern und Rascheln gar nicht deuten.

Ein erneuter Blitz gefolgt von einem Donner und das Wesen vor mir erschrickt ebenso wie ich.

Die Gestalt kauert sich zwischen den Mülltonnen zusammen und verschwindet somit aus meinem Blickfeld.

Schwer schluckend überlege ich kurz was ich tun soll.

Zurück?

Nein, nicht noch einmal diesen ganzen Weg durch diese Gegend.

Mein Blick richtet sich wieder auf die Mülltonnen und langsam bewege ich mich auf diese zu.

Schritt für Schritt komme ich dieser Person näher bis ich schließlich vorsichtig um die Tonnen blicke und hinter ihnen, ich mag meinen Augen kaum trauen, einen Catboy erblicke.

Den Schwanz ängstlich an den Körper gepresst und seine Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hockt er da, mit nichts weiter an als etwas, das für mich nach einem alten Kartoffelsack aussieht und zittert wie Espenlaub.

Was verschlägt ein solches Geschöpf in diese Gegend?

Es scheint fast so, als währe er schon länger auf der Straße unterwegs.

Wurde er etwa ausgesetzt?

Das kann ich mir nicht vorstellen.

Zum einen weil niemand ein solches Geschöpf je wieder hergeben würde, da es ja Macht und Reichtum symbolisieren, und zum anderen weil dies mit hohen Strafen gebüßt werden muss.

Diese Wesen dürfen sich niemals unkontrolliert vermehren, denn sonst wäre bald jeder im Besitz eines von ihnen und dann wäre es ja nichts besonderes mehr.

Jedoch ist es grade egal wieso und weshalb dieses Wesen auf der Straße ist.

Viel wichtiger ist, es scheint Hilfe zu brauchen und die werde ich ihm sicherlich nicht verwehren.

Ganz langsam gehe ich in die Hocke und strecke meine Hand aus, welche ich sanft auf dem nassen und zerzaustem Haarschopf des Catboys ablege.

„Hallo...!“, begrüße ich ihn und versuche dabei so sanft wie möglich zu klingen.

Ich weiß ja nicht, was er durchgemacht hat und das er noch mehr Angst bekommt möchte ich nicht.
 

Atemu:

Die Dunkelheit um mich herum ist vollkommen. Ich begrüße dies, denn es verbirgt mich vor den Augen meiner Verfolger. Und es sind zähe Verfolger. Immerhin verfolgen sie mehr Geld, als viele Menschen sich überhaupt vorstellen können – mich. Ich habe meinen Besitzer eine ganze Menge Geld gekostet, und mindestens ebensoviel hat er noch einmal in mich investiert, da ist er wenig erfreut darüber, dass ich ihm ausgerechnet am Tag meines Verkaufs fortlaufe. Der Gedanke lässt mich grimmig lächeln. Allerdings wird dieses Lächeln schnell wieder fortgewischt bei dem Gedanke daran, was mit mir geschehen wird, sollten meine Häscher mich trotz der Dunkelheit finden. Ich muss weiter, schnell weiter!
 

Zwei Wochen später weiß ich nicht mehr, ob es eine so gute Idee war, fortzulaufen. Gewiss, unter meinem Besitzer habe ich nur Leid erfahren – mein Körper zeugt noch heute davon, zahlreiche blaue Flecken waren an der Tagesordnung, von den schwereren Verletzungen trage ich noch die Narben. Die deutlichste Verletzung habe ich mir allerdings selbst zugefügt. Mein rechtes Katzenohr weißt Schnittwunden auf und ist deshalb nun besonders empfindlich – was bei meinen Bestrafungen immer gerne ausgenutzt wurde. Meine Katzenohren und mein Schwanz – ihre Farben reichen von wüstengelb über schokoladenbraun bis hin zu samtschwarz – waren mir immer nur ein Übel, der Grund, weshalb ich so leiden musste. Also versuchte ich, mir die Ohren und den Schwanz abzuschneiden – und wurde erwischt. Keine Freiheit, nur Leid. Der Grund, weshalb ich fortgelaufen bin. Ich konnte dieses Leben nicht mehr weiterführen, und was des weiteren für mich geplant war tat sein übriges dazu, mich zur Flucht zu verleiten. Doch da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor, denn bei meinem Besitzer bekam ich wenigstens etwas zu essen, und es war warm. Nun aber habe ich nichts zu essen, ich treibe mich in den Hinterhöfen von Restaurants herum um mir etwas zu essen zu stehlen, doch auch das bringt nicht viel, denn immer muss ich darauf achten, von niemandem gesehen zu werden – das wäre mein Ende! So gelingt es mir selten, etwas Essbares zu ergattern. Auch die Kälte macht mir zu schaffen, es ist nun November, und das bedeutet, bis der erste Schnee fällt kann es nicht mehr lange dauern. Bei den eisigen Temperaturen rechne ich beinahe täglich damit. Immerhin wache ich morgen schon auf und kann vor Kälte diverse Gliedmaßen nicht mehr spüre. Immerhin konnte ich mir etwas wärmeres zum Anziehen besorgen, denn bei meiner Flucht wurden meine Sachen so sehr beschädigt, dass sie nur noch in Fetzen an mir herunterhingen – genauso gut hätte ich nichts tragen können. Da war ich für einen alten Kartoffelsack schon richtig dankbar. Nun aber schleppe ich mich von Haus zu Haus, immer im Schutz der Dunkelheit, schlafe kaum, friere und hungre viel. Ob es nicht besser gewesen wäre, bei meinem Besitzer zu bleiben? Es hätte nur Leid bedeutet, aber ich hätte gelebt. Manchmal aber frage ich, ob der Tod nicht besser gewesen wäre…
 

Ich habe aufgehört, die Zeit zu zählen. Meine kleine Welt wurde gründlich auf den Kopf gestellt, seit ich fort bin, viel neues habe ich kennen gelernt, lange nicht alles war schön. Wie lange ich fort bin weiß ich nun nicht mehr. Ziemlich lange. Ich kann es mir ansehen. Mein Fell ist so schmutzig, dass man nicht mal mehr seine ursprüngliche Farbe erkennen kann, mein Kartoffelsack ist so mitgenommen, dass auch er mittlerweile mehr zeigt als er verbirgt und vor einigen Tagen habe ich mir einen furchtbaren Husten eingefangen. An den Tag, an dem ich zuletzt etwas zu essen gefunden habe, kann ich mich nicht mehr erinnern. Überall laufen gut gelaunte Menschen herum, es geht mit schnellen Schritten auf die Weihnachtszeit zu und überall liegt der verführerische Duft von Essen in der Luft. Mir ist schlecht vor Hunger.

Froh, über das eben hereingebrochene Gewitter und die damit verbundene Dunkelheit wage ich mich in eine kleine Gasse vor, in welcher einige Mülleimer stehen. Essen! Bitte lass etwas zu essen darin sein! Ausgehungert stürze ich mich auf die Mülleimer, mich nicht um den Dreck kümmernd, denn nach all’ den Wochen ist der mein geringstes Problem und außerdem regnet es, da wird zumindest das Gröbste abgespült. Es ist dunkel, doch die Dunkelheit ist mein Freund. Aber irgendwo ist es auch egal geworden. Mein Leben ist so wenig wert, dass es im Grunde egal ist, was aus mir wird. Ein Blitz zuckt über den Himmel, er spendet mir genug Licht, um in dem Mülleimer zu kramen. Bald fördere ich eine Apfelkitsche zu Tage. Glücklich mit diesem Fund will ich mich grade eine ruhige Ecke zum Essen suchen gehen, als ein erneuter Blitz mir eine Gestalt offenbart, welche sich durch den Regen bewegt. In der Dunkelheit der Gasse wirkt die Gestalt unglaublich bedrohlich, ihr Schatten reicht bis zu mir und ich verkrieche mich schnell hinter die Mülleimer, halte entsetzt den Atem an, damit sie mich nicht bemerkt. Doch zu spät. Ich glaube, ich bin entdeckt worden! Oh bitte nicht! Dachte ich eben noch, mein Leben sei eh nichts wert, so weiß ich jetzt, dass mein Leben doch das einzige ist, was mir geblieben ist. Ich habe nur noch mein Leben und diese Apfelkitsche! Ich will nichts mehr verlieren müssen!

Verängstigt dränge ich mich in die Ecke. Der Mann kommt näher. Sein Schatten lässt ihn bedrohlich riesig wirken, der hochgeschlagene Kragen verleiht ihm das Image eines Verbrechers. Mein Gott, musste ich denn gleich einem Massenmörder in die Hände laufen?! Hoffentlich geht es wenigstens schnell! Ich schlinge meinen Katzenschwanz um mich, als könne mich das beschützen und verberge den Kopf in meinen Händen. Wie das kleine Kind abends im Bett liegt und glaubt, das Monster sähe es nicht, nur, weil es selbst nicht gesehen wird. Kindisch, ich weiß. Dennoch kann ich meine Reflexe nicht davon abhalten, mich so zu verhalten.

Er steht vor mir, ich kann ihn zwar nicht sehen, aber etwas wie eine Aura, eine Präsens spüren. Verängstigt beginne ich zu zittern. Ich bin doch erst 16! Ich will noch nicht sterben!! Doch das scheint unausweichlich, immer näher kommt er mir, hockt sich vor mich, seine Hand greift in meine Richtung. Entsetzt zucke ich zurück, will mich weiter nach hinten drängen, doch da ist die Wand, es geht nicht weiter zurück. Ein verängstigter Laut entkommt meiner Kehle. Erneutes Zusammenzucken, als ich eine Berührung spüre. Eine Hand. Auf meinem Kopf. Einen absurden Augenblick lang frage ich mich, ob er mir den Kopf abreißen will, doch dann merke ich, dass diese Berührung ganz sanft ist. Fragend blicke ich auf, meine Augen zucken ängstlich hin und her, suchen schon einmal nach Fluchwegen, doch er ist unmittelbar vor mir und plötzlich fühle ich mich unglaublich schwach. Ein Husten, welches mir Angst einjagt zu ersticken schüttelt meinen Körper, doch seine Hand bleibt. Aus der Nähe betrachtet wirkt er auch gar nicht mehr so groß und bedrohlich. Er ist sogar gar nicht so viel größer als ich, glaube ich.

„Hallo…!“, sagt er und seine Stimme klingt gar nicht bedrohlich. Ich blicke auf, sehe ihm in die Augen. Es ist ein Ausdruck in ihnen… ich kenne ihn nicht, so wurde ich nie angesehen… Was ist das? Das in seinen Augen? Erstaunen füllt mich, als ich ihn mit großen Augen ansehe, immer noch zittere ich und umklammere meine Apfelkitsche, aber ich glaube nicht, dass er mich umbringen wird.
 

Yuugi:

Als dieses Wesen seinen Kopf hebt und mich ansieht, spüre ich wie es einen Stich durch mein Herz jagt und ich tief in mir den Wunsch verspüre dieses Wesen von all seinen bisherigen Erfahrungen zu befreien, ihn in den Arm zu nehmen und für immer für ihn da zu sein, dafür zu sorgen das niemand ihm jemals wieder Leid antun kann.

Was dieser Junge vor mir bisher alles durchgemacht kann ich nur erahnen, aber ich bin mir sicher, dass das wahre Ausmaß seines Erlittenen mit Sicherheit nicht in Worte zu fassen ist.

Es ist wahrlich ein furchtbares Bild, welches er abgibt.

In diesem löcherigen Kartoffelsack, welcher seinen ausgemergelten Körper preis gibt sieht man seine rechte Brustwarze, welche vor Kälte sichtbar aufgerichtet ist. Da meine Augen sich allmählich an diese Dunkelheit gewöhnen erkenne ich wage Dreck und Kratzer. Sein Haar nicht nur zerzaust, sondern auch verfilzt und seine schönen Ohren und der Schwanz tragen das gleiche Schicksal. Plötzlich wird dieser geschundene Körper von einem bösen Husten erfasst und durchgeschüttelt, dass es mich nicht wundern würde, wenn es sich hierbei um eine saftige Bronchitis handelt, welche ohne Behandlung schnell zu einer Lungenentzündung werden kann. Als das Husten abklingt schaut er mich wieder an. Mit diesen schönen und doch so bezeichneten Augen. Das äußerliche kann man abwaschen, Wunden und Krankheit heilen. Aber das, was seine Augen widerspiegeln, die inneren Wunden werden womöglich nie wieder heilen.

Meine Hand streichelt ihn weich im Haar und streichelt behutsam über seine Schläfe zu seiner feuchten und eingefallenen Wange.

Kalt.

Sie ist eiskalt.

Plötzlich fällt mir auf das er etwas an sich drückt.

Fest umklammert er etwas und als es erneut blitzt vermag ich zu erkennen, was er da wie einen Schatz behütet.

Zwei Kerngehäuse von Äpfeln.

Wahrscheinlich hat er diese aus der Mülltonne gefischt und fürchtet das ich ihm diese wegnehmen will.

Ehrlich gesagt ist diese Vermutung nicht einmal falsch, denn die Vorstellung, dass er diesen Müll zu sich nimmt und dies wahrscheinlich für einen Festschmaus hält lässt in mir Gefühle aufsteigen, welche mich davon überzeugen, diesen Jungen mit mir zu nehmen, und ihn wieder aufzupäppeln, ihm zu zeigen wie es ist einen Freund zu haben.

Doch zuerst einmal muss ich dazu bringen diesen Müll beiseite zu legen und mit mir zu kommen was wahrscheinlich sehr schwer werden wird.

Wie die meisten seiner Art hat er mit Menschen sicherlich keine guten Erfahrungen gemacht.

Das wird sich von nun an ändern.

„Weist du... das solltest du nicht essen!“, sage ich sanft, hauche es fast während ich versuche ihm die Abfälle zu entwenden.

Er allerdings stößt meine Hände weg und dreht sich um zur Wand. Versteckt die beiden Kerngehäuse abgenagter Äpfel zwischen sich und der harten Wand.

„Ich meine es nur gut hörst du? Diese Abfälle können dich krank machen.“

Keine Reaktion von ihm. Alles was ich bekomme ist lediglich ein finsterer Blick.

Seufzend kratze ich mir in den nassen Haaren und dann fällt mir etwas ein.

Schnell hole ich meine Brotbox aus meiner Tasche heraus und wühle darin.

„Weißt du... was hältst du von einem Tausch?“, frage ich ihn und ziehe das gesuchte heraus.

Ich öffne meine blaue Brotbox und zum Vorschein kommt ein knackig roter Apfel und ein Sandwich belegt mit Schinken, Salat und Käse.

„Du gibst mir die beiden Apfelreste und du bekommst dafür das. Was hältst du davon?“ Eine Antwort bekomme ich nicht.

Jedenfalls keine in Worte gefasste, doch seine Augen sprechen Bände.

Erst starrt er auf die Brotbox, deutlich sehe ich ihn schlucken ehe er in meine Augen schaut.

Zustimmend nicke ich und halte ihm meine andere Hand entgegen damit wir das Tauschgeschäft abschließen können.

Doch er scheint zu zögern, denn wieder schaut er in meine Augen und ein gewisses Misstrauen liegt in seinem Blick.

„Keine Angst. Du darfst es aufessen und es ist auch nicht vergiftet oder so. Schau!“ Und um ihm zu beweisen, dass ich ihm hiermit wirklich nichts böses will nehme ich das Brot heraus und beiße einmal einen kleinen Haps davon ab. Immerhin soll genug für ihn übrig bleiben.

Ganz genau schaut er mich an und als ich es geschluckt habe lächle ich ihn fragend an, versuche ihm Sicherheit zu geben und ihm zu zeigen das er keine Angst haben muss.

„Also... tausch du?“, frage ich ein letztes mal und beobachte wie sein Blick erneut zu der Brotbox wandert.
 

Atemu:

Allmählich kann ich beginnen zu glauben, dass er mir wirklich nichts Böses will, zumindest nicht jetzt. Vielleicht kann ich ihn einfach beiseite stoßen und fortlaufen, ohne, dass er mich verfolgt oder meine Apfelkitsche stiehlt. Doch zu meinem Entsetzen muss ich feststellen, dass es eben diese Apfelkitsche ist, auf die er es abgesehen hat. Zwar sagt er freundlich, dass ich sie nicht essen soll aber bestimmt will er sie nur für sich haben! Genau! Er will meine Apfelkitsche klauen und sie dann selber essen! Schon streckt er die Hände nach ihnen aus und panisch wende ich mich ab von ihm und verstecke die Apfelkitsche hinter seinem Rücken. Erneut spricht er auf mich ein, warnt mich vor Krankheiten. Zutiefst misstrauisch sehe ich ihn an. Wieso sollte ich ihm glauben?! Als nächstes schlägt er einen Tausch vor. Mein Misstrauen bleibt. Soll das ein dummer Scherz werden? Viele Menschen gönnen sich einen Scherz auf meine Kosten, in den besten Fällen war es einfach nur dumm, aber die Erniedrigung tat jedes Mal weh. Wie kann eine solche Niedertracht hinter diesen Augen wohnen, die doch gar nicht böse aussehen? Aber wäre es andererseits nicht ein bisschen viel Aufwand für einen Streich? Ich zögere. Kann ich ihm… glauben? Einem Menschen glauben?

Da spricht er auch schon weiter, zeigt mir, was er zu essen bei sich hat und meine Blicke wandern zu der Dose. Es sieht wirklich gut aus. Aber… aber… das kann er doch nicht… kein Mensch würde das für mich tun, für irgendeinen meiner Art, sie verachten uns doch, wir sind nur gern gesehen, weil wir ein Statussymbol sind und leicht zu missbrauchen. Wieso sollte er da freundlich sein? Aber er wirkt so ehrlich… und das Essen sieht so lecker aus… ich habe solch einen Hunger! Unsicher wandert mein Blick immer wieder zwischen dem dargebotenen Essen und seinem Gesicht hin und her. Immer noch springt er nicht auf, um mich für meine Naivität auszulachen, stattdessen beweist er mir, dass das Essen nicht vergiftet ist. Das hätte ich ihm auch so geglaubt, wieso hätte er denn auch mit vergiftetem Essen herumlaufen sollen, er konnte ja nicht wissen, dass er mich treffen würde. Dennoch ist es nett, dass er sich die Mühe macht, mich zu überzeugen. Also ist vielleicht doch etwas wahres daran? Erneut fragt er, doch meine Entscheidung ist längst gefallen. Einmal noch sehe ich ihn abschätzend an, dann lasse ich die Apfelkitsche fallen – ich ging nicht in der Annahme, dass er sie tatsächlich haben wollte – und schnappe mir blitzschnell den Apfel und das Brot.

Mit meiner wertvollen Beute weiche ich sogleich ein gutes Stück vor ihm zurück, verkrieche mich und schlinge das Essen hungrig und so schnell wie möglich hinunter, damit er nicht auf die Idee kommt, es mir doch wieder wegzunehmen. Doch das tut er nicht, er hockt nur weiterhin da und wartet, ich glaube sogar, etwas, wie ein Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen. Da erst beginne ich langsamer zu essen, auch, wenn kaum noch etwas da ist. Es schmeckt richtig gut, auf jeden Fall besser, als die Apfelkitsche geschmeckt hätte.

Als ich aufgegessen habe – von dem Apfel habe ich nicht einmal die Kitsche übrig gelassen, sondern gleich das Gehäuse und den Stiel mitgegessen – klaube ich auch noch die Krümel zusammen, denn wer weiß, wann ich wieder etwas zu essen bekommen werde? Dann erst hebe ich den Blick, sehe zu dem Mann herüber. Er sieht mich an, scheint aber nicht böse, dass ich alles aufgegessen habe. Immer noch ist da diese seltsame Empfindung in seinen Augen, die ich nicht kenne. Aber ich mag es, so angesehen zu werden. Das fühlt sich… irgendwie warm an. Ich krieche zu ihm zurück, diesmal traue ich mich auch näher an ihn heran, und so stoppe ich erst unmittelbar vor ihm, blicke aus meiner knienden Position zu ihm auf und drücke ihm die Brotdose wieder in die Hände. „Dankeschön!“, hauche ich und sehe ihm in die Augen. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie besonders sie sind, wirklich schön, und mit einem Mal habe ich gar nicht mehr so viel Angst, bleibe bei ihm knien.
 

Yuugi:

Ich zucke richtig zusammen als der Junge mir meine Brotbox aus den Händen reist und im selben Moment die beiden Apfelreste fallen läst.

Doch wer kann es ihm verübeln? Er schaut wirklich so, aus als hätte er seit Tagen nichts Richtiges zwischen die Zähne bekommen. Da wundert es mich nicht, dass er das Brot und den Apfel in sich hinein schaufelt als würde er Angst haben, dass ich es ihm wieder entreiße.

Doch nicht im Traum hätte ich dies getan.

Nein, eher bereue ich, dass ich das andere Brot auf dem Weg zur Arbeit schon gegessen habe, denn er hätte es weiß Gott dringender gebraucht.

Immer wieder wirft er mir Blicke zu, welche anfangs noch von Misstrauen durchzogen waren.

Langsam jedoch scheint er zu merken, dass ich ihm nichts Böses will und ihm auch das Essen nicht wieder wegnehmen werde, denn sein Esstempo verlangsamt sich deutlich und auch sein Blick ist bei weitem nicht mehr so ängstlich und panisch wie noch vor ein paar Minuten.

Während er beginnt die Krümel aus der Brotbox zu fischen hebe ich vorsorglich die beiden Apfelgriebsche auf und werfe sie ein Stück weit fort. Nicht das er auf die Idee kommt sich die beiden Teile noch als Nachtisch zu genehmigen.

Kaum ist das erledigt wandert mein Blick wieder zu dem Catboy welcher sich nun von der Wand auf mich zu bewegt und mir mit einem leise gepiepsten Dankeschön die blaue Box zurück gibt.

Mit einem Lächeln nehme ich sie entgegen und verschließe sie ehe ich sie wieder in meine Tasche stecke.

Grade, als ich etwas sagen möchte wird der Junge erneut von diesem furchtbaren Husten erfasst und durchgeschüttelt.

Er wird sich den Tod holen wenn er hier draußen bleibt, so viel ist sicher.

Und wenn wir nicht bald aus dem Regen kommen werde ich wohlmöglich auch noch eine Lungenentzündung bekommen und wer soll sich dann um dieses zauberhafte Wesen kümmern?

Ich werde garantiert nicht zulassen, dass ihn eines dieser arroganten Oberschichtschweine in die Hände bekommt.

NEVER!

„Weist du was? Du kommst mit mir. Bei mir bekommst du ein schönes Bad, etwas warmes zum Anziehen, und nicht zu vergessen eine warme Malzeit und etwas warmes zu Trinken. Und wenn es dir gefällt, darfst du gerne bleiben solange du magst. Jedoch eine Bedingung stelle ich... Du bleibst auf jeden Fall bis dieser böse Husten verschwunden ist und ich werde dich pflegen. Du wirst als erstes in den Geschmack meiner Super Yuugi Spezial Hühnersuppe kommen.“ Mit diesen Worten zwinkere ich und stehe auf.

Noch schnell schultere ich meine Tasche ehe ich dem Jungen vor mir die Hand entgegen strecke.

„Also... magst du mit mir kommen? Ich wohne nicht weit von hier... vielleicht noch 5 Minuten zu Fuß.“

Wieder schenke ich ihm ein aufmunterndes Lächeln während sein Blick von meiner ausgestreckten Hand hinauf zu meinen Augen und wieder zurück wandert.

Er scheint zu zögern.

Wer kann es ihm verübeln, dass er Menschen gegenüber misstrauisch ist, wo sie es doch genießen seine Art zu unterdrücken und nach ihren Wünschen zu formen.

„Ich werde dir nichts tun das verspreche ich dir.“ versichere ich ihm und um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen nicke ich ihm sanft zu.

Mir ist nass und mir ist kalt und ich möchte so schnell wie möglich ins warme um mir was Trockenes anzuziehen, dennoch lasse ich ihm die Zeit die er braucht, und meine Geduld wird belohnt.

Zaghaft greift er nach meiner Hand und lässt sich von mir auf helfen.

Sanft umschließe ich seine Hand ehe ich ihm ein letztes mal zulächle um ihn hinter mir her aus dieser Gasse, durch die nächtlichen Straßen meines Viertels zu meinem Wohnblock zu ziehen.

Die ganze Zeit über herrscht Schweigen zwischen uns und das einzige, was ich von ihm höre sind seine nackten Füße, wie sie auf den nassen Straßen ein patschendes Geräusch von sich geben.

Als wir meinen Wohnblock erreichen, muss ich seine Hand kurz loslassen um nach meinem Schlüsseln zu suchen, welche ich in der völlig durchgeweichten Jackentasche ausfindig mache.

Schnell schließe ich die Haustüre auf ehe ich wieder diese kleine magere Hand ergreife und ihn in die Wärme des Hausflures ziehe.

Da meine Wohnung im Erdgeschoss liegt trennen uns nur wenige letzte Schritte von einem warmen Bad und keine Minute später stehen wir im Flur meiner Wohnung und sofort werden wir von einer wunderbaren Wärme umgeben.
 


 

fortsetzung folgt...
 

^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  lula-fan
2010-06-25T08:16:26+00:00 25.06.2010 10:16
armer kleiner catboy schnieff
was musste er nur erleiden in seinem jingen leben.
zum glück hat yuugi ihn gefunden !!!!
schreib bitte ganz schnell weiter !!!!!!!
lg.
Von:  star-angel
2010-06-16T21:04:25+00:00 16.06.2010 23:04
ohhh war das süüüßßßß mit den Beiden. Bitte schreib ganz ganz schnell weiter. Ich will unbedingt wissen wie Yuugi den kleinen Catboy pflegt und sein Vertrauen gewinnt.
Von:  lanhua-yu
2010-06-16T17:36:32+00:00 16.06.2010 19:36
das war echt cool ^^
das is ma was ganz anderes,
mag die story i-wie...
*weiter lesen möcht*

Von:  Shutaro
2010-06-16T15:12:44+00:00 16.06.2010 17:12
*weiterlesen will*
Von:  KaitoDC
2010-06-16T12:21:51+00:00 16.06.2010 14:21
also, das erste Kapitel gefällt mir sehr!
die Idee mit den Catboys finde ich äußerst interessant, hoffe jedoch wirklich, dass dies niemals so sein wird...
hm, und Atemu mal so ängstlich zu erleben war auch mal was anderes..
bin schon gespannt aufs nächste chapter
lg
KaitoDC


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