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Rising Like A Phoenix

In einer Welt für die man nicht geboren sondern geschaffen wurde
von

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to beat the heat

Atemu:

Ich schlafe zu tief für Träume und als ich erwache verstehe ich meine Umwelt erst einmal gar nicht. Ich fühle mich noch ganz benebelt von dem tiefen Schlaf in der ungewohnten Umgebung. Die Wärme um mich herum ist so ungewohnt und es ist sehr dunkel ohne das Licht flackernder Leuchtreklamen und der Straßenlaternen. Es dauert eine ganze Weile, ehe ich mich orientiert habe. Maßgeblich dazu beigetragen hat der warme, friedlich schlafende Körper neben mir. Ich lächle leicht als ich mich wieder erinnere. Er war so gut zu mir… und ich kann ihm nicht einmal etwas zurückgeben…

Stattdessen… ich bin nicht grundlos wachgeworden. Es ist schön, nicht draußen in der eisigen Kälte zu liegen, aber dieses Bett ist so viel zu warm, ich schäle mich vorsichtig aus der Decke und auch aus Yuugis‘ Armen, denn es ist so warm, dass ich glaube, ersticken zu müssen. Immer noch ist mir zu warm, und übel. Ich huste hinter vorgehaltener Hand und so leise wie möglich, denn ich will meinen Gastgeber ja nicht aufwecken. Aber einmal angefangen zu husten, ist es schwer, wieder aufzuhören, denn die Schmerzen steigern sich zu einem unerträglichen Knoten in meiner Magengegend. Ich spüre etwas Feuchtes auf meiner Hand, als ich die Hand ins Mondlicht halte, sehe ich, dass sie schwarz ist von der Flüssigkeit. Eine Sekunde bin ich verwirrt, dann fällt es mir wieder ein: Blut ist schwarz im Mondlicht. Der Schock über diese Erkenntnis lässt mich auf keuchen. In diesem Moment des Schocks und der Unachtsamkeit muss ich erneut husten, diesmal jedoch kann ich es nicht mehr leise tun, denn ich war zu abgelenkt. In meinen Ohren halt mein Husten unglaublich laut durch den Raum – sicher muss es Yuugi geweckt haben!

Doch ich komme nicht dazu, das zu überprüfen, der Schmerz zieht sich ausgehend von meinem Magen durch meinen ganzen Körper und zwingt mich dazu, mich wieder ins Bett sinken zu lassen, ich hatte es verlassen wollen um es nicht zu beschmutzen, aber dazu komme ich nun nicht mehr, zusammengekrümmt liege ich zwischen den Laken und huste noch mehr Blut. Neben mir höre ich Yuugi erwachen und er macht das Licht an. Ich blinzle gegen die Helligkeit, meine Augen tränen durch sie und den Schmerz. Um mich herum haben sich die Laken rot gefärbt, doch der Schmerz ist zu groß um daneben noch Schock zuzulassen. Mühevoll bringe ich drei Wörter über die Lippen:„Tut mir Leid…“, röchle ich und muss noch mehr Husten, das Blut rinnt mir übers Kinn und vermischt sich mit den Tränen, die meine Wangen herab kullern.

Meine Hände krallen sich in die Decke, als eine erneute Woge des Schmerzes über mir zusammenschlägt und mein Körper sich verkrampft. Ich weiß nicht mehr, wohin mit meinen Gefühlen, da ist die furchbare Hitze, das Kratzen in meinem Hals, der Schmerz und die Schuldgefühle gegenüber Yuugi. Meine Stimme jedoch versagt mir den Dienst und mein Körper reagiert nur noch auf den Schmerz und den Hustenreiz. Meine Beine habe ich bis zu den Ellbogen angezogen, die Arme liegen über meinem Gesicht damit Yuugi nicht sieht, wie ich aussehe, aber das hilft mir nicht. Sicher ist es nun zu Ende, sicher wird er mich nun hinauswerfen, wo ich doch nichts als Ärger mache und so zucke ich ängstlich zusammen, als ich die Berührung seiner Hand auf meiner Schulter spüre. Er sieht mir ins Gesicht und ich höre ihn sein Entsetzen angesichts meines Zustandes bekunden. Dann springt er auf und ich liege alleine in dem Bett, alleine mit meinem Schmerz und der Dunkelheit, die mich zu übermannen droht. Aber so einfach ist es nicht, ich bleibe bei Bewusstsein, spüre die Krämpfe und das Blut.

Leise wimmere ich vor Schmerz.
 

Yuugi:

Ich habe seit langem nicht mehr so gut und tief geschlafen. Dieser wunderbare Körper in meinen Armen bewirkt, dass ich mich so geborgen fühle wie es nicht einmal bei meinem letzten Freund der Fall gewesen war. Dieses zauberhafte Wesen; so weiches Haar, diese niedlichen Öhrchen und diese wunderschönen Augen. Selbst im Traum sehe ich dieses zarte Wesen vor mir und will mich noch mehr an ihn schmiegen, doch mit einem Grummeln stelle ich fest, dass meine Arme leer sind. Hab ich es etwa nur geträumt?

Im Halbschlaf ist mein Gehirn unfähig Traum und Realität einzuordnen, doch eines weiß ich: Wenn es ein Traum war, will ich dorthin zurück und nie wieder aufwachen. Dies jedoch bleibt mir verwehrt, als ich ein, im ersten Moment nicht einzuordnendes, Geräusch wahrnehme.

Es klingt wie eine Mischung aus Husten und Erbrechen, kommt es mir schließlich in den Sinn und mit einem mal fällt es mir wieder ein und keine zwei Sekunden später sitze ich aufrecht, kerzengrade in meinem Bett und suche nach dem Lichtschalter meiner Nachttischleuchte.

Kaum habe ich ihn gefunden, betätige ich ihn und das Bild, welches sich zu meiner Rechten, neben mir im Bett bietet, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

Blut ist auch ein gutes Stichwort, denn es ist überall.

Überall um Atemu herum ist Blut und mit jedem Husten, das sein Körper unter Schmerzen hervor presst, verlässt mehr dieser roten so lebenswichtigen Flüssigkeit dessen Rachen.

Seine Augen öffnen sich und unter Tränen würgt er eine Entschuldigung hervor.

Wofür entschuldigst du dich denn schon wieder?, geht es mir durch den Kopf, als er erneut von einem Hustenanfall durchschüttelt wird und das Blut seine Mundwinkel nur so herunter tropft und zusammen mit seinen Tränen im Kissen versickert.

In Embryostellung liegt er zitternd, zusammengekauert da und ich lege meine Hand auf seine Schulter, will ihm zeigen, dass ich da bin, dass er keine Angst haben muss und alles gut werden wird, doch als ich ihn berühre, fällt es selbst mir schwer, es zu glauben.

„Du verbrennst ja!“, stelle ich fest und mit einemmal haste ich aus dem Bett.

Es gibt nur eines, was ich jetzt tun kann.

„Handy... verdammt, wo ist mein Handy...!“ Ich krame in meiner Unitasche und schließlich finde ich es ganz unten. Mit zitternden Fingern und verschwommenem Blick suche ich seine Nummer und sehe hierbei meine eigenen Tränen auf das Display fallen. Die Nummer gewählt, halte ich das Handy an mein Ohr.

Mein Blick wandert zu dem keuchenden und zitternden Bündel auf meinem Bett, welches immer mehr Blut spuckt und deutlich unter Schmerzen wimmert.

„Ich hoffe, du hast einen guten Grund dafür, dass du mich um 2:40 Uhr aus dem Bett holst, Yuugi Mutou.“, ertönt Setos Stimme am anderen Ende der Leitung gewohnt mürrisch.

„Catboy... auf Straße gefunden, gestern. Krank, hohes Fieber, spuckt Blut, so viel Blut; Arzt, bitte, Seto. So viel Blut.“, stammle ich schluchzend, es tut so weh, zu sehen, wie dieses Wesen leiden muss, zu hören, wie es sich quält.

„Yuugi, ist gut, ich komme, ich bringe einen Arzt mit und du beruhigst dich jetzt, verstanden? Versuche, ihn bei Bewusstsein zu halten, bis wir da sind. Hindere ihn am reden und kühle seine Stirn. Und das wichtigste.... KOMM RUNTER. Sei ruhig und hör auf zu heulen, das kann er grade mit Sicherheit nicht gebrauchen.“ Und mit diesen Worten legt er auf.

Stumm starre ich auf das Handy. Als ich erneut Atemus Husten vernehme, raffe ich mich auf, er hat Recht. Schnell husche ich ins Bad und nehme zwei Schüsseln und zwei Waschlappen, eine Schüssel fülle ich mir kaltem Wasser und gehe, nachdem ich mir die Spuren der Tränen aus dem Gesicht gewischt habe, schnellen Schrittes mit allem zurück in mein Schlafzimmer und zu Atemu.

Ich stelle die Schüsseln auf den Boden und gieße die eine Hälfte des Wassers in die noch leere Schüssel, ehe ich mich Atemu zuwende.

„Es wird alles gut. Gleich wird jemand da sein, der dir hilft.“ Ich drehe ihn auf den Rücken und hebe seinen Kopf vorsichtig an um sein blutiges Kopfkissen mit meinem auszutauschen.

Als er mir etwas zu sagen versucht, lege ich meinen Finger auf seine Lippen.

„Nicht reden, mein kleines Kätzchen.“, flüstere ich, ehe ich einen der, ins kalte Wasser getauchten, Lappen auf seiner Stirn platziere.

Mit dem anderen beginne ich sein Gesicht zu säubern, welches von Blut verschmiert ist.

„Ich bin bei dir, es wird alles gut!“ Aufmunternd lächle ich ihn an und nehme seine Hand in die meine, während ich mit der anderen seinen Hals abwische.

Die Kälte des Wassers scheint ihm gut zu tun, denn das Husten lässt hörbar nach und ich lege den Lappen, mit dem ich ihn gesäubert habe, in die Schüssel zurück, nur, um ihn beruhigend am Kopf hinter seinem rechten Ohr zu kraulen.

„Vertrau mir Atemu... es wird alles gut...!“, flüstere ich und schaue in seine rubinroten Augen.

Es sind vielleicht grade einmal zehn Minuten vergangen, als es an der Tür klingelt und ich Atemu einen Kuss auf seine Hand hauche, ihm zulächle und schnell zur Tür verschwinde.

Nun wird alles gut, das weiß ich.
 

Atemu:

Es dauert eine Weile, ehe Yuugi zurückkehrt. Sein Erscheinen vertreibt die Dunkelheit um mich herum, auch, wenn ich die Augen geschlossen halte vor lauter Erschöpfung. Es wäre so viel angenehmer, einfach einzuschlafen… Aber durch Yuugis‘ Nähe fühle ich mich sicher und seine Stimme lässt mich kurz lächeln, ehe sich mein Gesichtsausdruck wieder verkrampft. Er redet mit mir, ich muss mich anstrengen, doch als ich seine Worte verstanden habe, macht sich Panik in mir breit. Jemand, der mir hilft? Das sagen sie nur, ich weiß, dass sie es nur sagen, aber nicht meinen. Wenn ich krank werde, dann bin ich nutzlos und ich weiß was sie mit meiner Art tun, wenn wir nutzlos werden – sie töten uns. Ich will es ihm sagen, will sagen, dass ich doch erst sechzehn Jahre alt bin, das ist so viel zu jung zum Sterben. Doch er lässt mich nicht, sagt, ich dürfe nicht reden und dreht mich auf den Rücken. Ich wimmere, verkrampfe mich und versuche mich zu wehren, doch er ist zu stark und ich viel zu entkräftet. Auf dem Rücken zu liegen verursacht Schmerzen, die Krämpfe waren seitlich liegend viel angenehmer zu ertragen. Doch er lässt mir keine Wahl, sodass ich mir nur auf die Lippen beiße und es ertrage. Das stellt sich als schwer heraus, denn so liegen schmerzt auch der Husten noch mehr und das Blut in meinem Mund gelangt in meine Atemwege. Ich keuche, winde mich, lege schließlich den Kopf auf die Seite um es ausspucken zu können. Warum muss er mich in dieser unbequemen Position liegen lassen?, frage ich mich wimmernd.

Dann zucke ich auch schon zusammen, als etwas unsagbar Kaltes meine Stirn berührt. Doch dann realisiere ich, dass es bloß ein Waschlappen ist und entspanne mich wieder, denn nach dem ersten Schrecken tut seine Kühle mir sehr wohl. Desweiteren geht er dazu über, mein Gesicht zu säubern, wodurch ich mich nicht mehr ganz so elend fühle. Dankbar streichle ich kurz über seine Hand, zu mehr reicht meine Kraft nicht, doch ich sehe ihn dankbar an, in der Hoffnung, dass er versteht. Er hat nicht viel getan, aber ich fühle mich etwas besser. Immerhin ist er bemüht, meine letzten Augenblicke auf Erden so angenehm wie möglich für mich zu machen. Als er dann noch beginnt, mich hinter meinem Ohr zu kraulen, gelingt es mir für diese Zeit sogar, meine Schmerzen ganz zu vergessen, viel zu schön fühlt sich das an und ich lächle leicht. Da es mir schon etwas besser geht, wage ich es doch, etwas zu sagen, meine Stimme ist leise und rau, aber ich flüstere:„Sie töten uns, wenn wir krank und nutzlos werden. Aber ich danke dir, dass meine letzten Stunden so schön waren…“ Ich lächle und umschließe seine freie Hand dankbar mit meiner. Dann aber klingelt es an der Tür und er entschwindet um sie zu öffnen. Diese Chance nutze ich und drehe mich sofort wieder auf die Seite und ziehe Arme und Beine eng an meinen Körper, denn kaum, dass er verschwunden war, kam der Schmerz zurück. Ängstlich warte ich auf den Arzt, auch, wenn meine letzten Stunden schön waren… ich habe Angst vor der Spritze, die mich töten wird.
 

Yuugi:

Kaum habe ich die Tür geöffnet, werde ich auch schon zur Seite gestoßen und Kaiba will an mir vorbei in mein Schlafzimmer stürmen, doch ich stelle mich ihm in den Weg.

„Halt... Ihr werden ihn nicht töten... Ihr werdet alles tun, um ihm zu helfen, nicht wahr?“ Eindringlich schaue ich Kaiba und dann auch den Arzt an, welcher hinter ihn getreten ist und mich verwundert anstarrt.

Doch die Antwort bekomme ich von jemand anderem.

„Yuugi!“, erklingt es empört, „Du kennst Kaiba, denkst du, er würde sowas jemals zulassen?“ Zwei braune Kulleraugen schauen mich eindringlich an. Sie gehören Jonouchi, dem Puppyboy von Kaiba, welcher wohl zu den wenigen Glücklichen gehört, die neben ihren Besitzern ein normales und unbeschwertes Leben führen dürfen.

Und es stimmt, er hat recht.

Wie konnte ich an Kaiba zweifeln?

Ein erneutes Husten aus meinem Schlafzimmer sorgt dafür, dass ich mich der Lage Atemus wieder besinne und in mein Schlafzimmer stürme. Dort angekommen sehe ich, wie erneut dunkles Blut den Mund des zitternden Körpers verlässt und in meinem Kopfkissen aufgesogen wird.

„Atemu, hey... der Arzt ist da, es wird alles gut.“ Schnell gehe ich zu ihm, um ihn von dem Blut zu befreien, welches nun wieder in seinem Gesicht klebt. Wobei ich Atemu etwas ins Ohr flüstere:„Niemand wird dich töten... Das lasse ich nicht zu... Ich verspreche es dir, dass du wieder gesund wirst... hörst du?“ Ich setze mich neben Atemu und streichle ihm über die Wange, während ich mich dann doch entschließe, mich ans Kopfende zu setzen und seinen Kopf, nachdem ich ihn auf den Rücken gedreht habe, auf meinem Schoß zu platzieren.

Sanft nehme ich seine Hand in die meine und halte sie fest umschlossen.

Mein Daumen streichelt seinen Handrücken und meine andere Hand tupft mit dem Lappen über sein heißes Gesicht, um ihm Linderung zu verschaffen.

Als er Arzt sich Atemu nährt, spüre ich deutlich, wie er sich verkrampft.

„Schhht ich bin da... ich passe auf dich auf...!“, versuche ich ihn zu beruhigen.

Er hat Angst. Furchtbare Angst, aber wer kann es ihm verübeln? Erschrocken zuckt er zusammen, als das Stereoskop seinen Oberkörper berührt und ich brauche mein ganzes Können um ihn ruhig zu halten. Ich spüre die Angst, welche seinem Körper inne wohnt und wie gern würde ich sie ihm nehmen doch... ich kann nur für ihn da sein und ihm zeigen, dass er nicht alleine ist.

Alles... wirklich alles lässt er tapfer und doch zitternd vor Angst über sich ergehen...

Doch als der Arzt anfängt, eine Spritze mit einem Krämpfe lösenden Mittel aufzuziehen, nimmt Atemu scheinbar all seine setzten Kraftreserven zusammen und reist sich von mir los, er springt aus dem Bett und flüchtet darunter.

„Atemu... Bitte... komm vor... wir… wollen dir helfen... ich möchte, dass du wieder gesund wirst... Bitte vertrau mir...“
 

Atemu:

Während Yuugi die Türe öffnen geht, versuche ich, meine Nerven zu beruhigen. Sterben kann doch nicht so schlimm sein… gemessen an dem Schmerz, welchen ich grade verspüre, wird es sicher angenehm sein… und in meinen letzten Stunden hatte ich mehr Glück, als ich es mir zu erträumen wagte. Ich habe keinen Grund zur Klage, ich sollte dankbar sein und es ertragen. Dann kommt Yuugi auch schon zurück, wieder kümmert er sich um mich, ich finde es rührend aber ich verstehe nicht, weshalb er sich die Mühe macht. Doch dann flüstert er etwas in mein Ohr, was mich dazu veranlasst, die Augen aufzureißen und ihn anzustarren. Ich muss nicht sterben? Sie wollen mich heilen? Aber… aber warum? Ich verstehe es nicht und es fällt mir schwer, es zu glauben, denn von so etwas habe ich noch nie gehört. Doch er nimmt meinen Kopf in seinen Schoß und hält meine Hand, das ist so lieb. Ängstlich erwidere ich den Druck seiner Hand, als der Arzt sich zu uns gesellt. Ich schließe die Augen und versuche meine Umwelt auszublenden, nur Yuugis‘ Stimme dringt noch zu mir durch. Mein Atem geht schnell und panisch, doch ich zwinge mich dazu, ruhig zu bleiben als ich kaltes Metall auf meiner Brust spüre. Doch es tut nicht weh, nur kalt ist es, kalt wie die Finger, welche mich dann untersuchen. Ich zittere unkontrollierbar, klammere mich an Yuugi und versuche nicht daran zu denken, was geschehen könnte.

Dann lassen die Hände von mir ab, ich atme erleichtert aus und öffne die Augen wieder, in dem Glauben, es überstanden zu haben. Doch da sehe ich, wie der Arzt eine Spritze fertig macht. Also doch… also doch… Ich wollte tapfer sein, wollte es wirklich, doch nun schreie ich entsetzt auf, entwinde mich in Todesangst Yuugis‘ Händen und verstecke mich an dem nächstbesten Platz, den ich erspähe – unter dem Bett. Sogleich versucht Yuugi, mich zu beruhigen und dazu zu bringen, meinen sicheren Hort zu verlassen, doch ich kann nicht. „Du hast es versprochen… du hast es versprochen, aber es war gelogen!“, wimmere ich, ich weiß, dass sie mich hervor zerren werden, aber ich kann nicht von selbst hervorkommen, ich kann nicht.

„Atemu?“ Die Stimme kenne ich nicht und ich verstumme. Jemand kniet sich neben das Bett und sieht darunter. Jemand mit Hundeohren und einem Schwanz. Meine Augen werden groß. „Es passiert dir nichts, wirklich. Komm.“ Er hält mir die Hand entgegen. Und langsam krabble ich unter dem Bett hervor, ergreife die mir dargebotene Hand und lasse mich von ihm zurück zum Bett geleiten. Ich setze mich brav hin, der Junge sitzt neben mir, immer noch hält er meine Hand aber ich habe keine Angst mehr, ich vertraue ihm. Brav halte ich dem Arzt meinen Arm hin und lasse mir die Spritze geben, mein Blick ist gesenkt aber mein Atem geht wieder ruhig und ich wehre mich nicht.
 

Yuugi:

Es tut weh, zu hören, wie er glaubt, ich hätte ihn ausgeliefert an seinen sicheren Tod. Hat er eben noch schutzsuchend in meinen Armen gelegen, versteckt er sich nun unter dem Bett und will partout nicht darunter hervor kommen. Sogar mir will er entkommen, was meinem Herzen einen deutlich spürbaren Stich versetzt. Hilfesuchend schaue ich zu Kaiba, welcher nur auf das Bett starrt, grade so, als würde es sich dadurch in Luft auflösen und Atemu jeden Moment preisgeben. Dann vernehme ich eine mir gut bekannte Stimme und sehe kurz darauf Atemu, wie er ängstlich an Jonouchis Hand unter dem Bett hervor gekrochen kommt und sich brav auf dem Bett niederlässt. Nicht nur das, er lässt sich mit ruhigem Gesicht erst die eine und dann eine zweite Spritze geben.

„Vielleicht solltest du das Bett neu beziehen, ehe er sich wieder rein legt.“, reist mich Kaibas Stimme aus den Gedanken und ich fasse mich endlich wieder.

„Ja, du hast Recht!“ Und schon wusle ich zum Schrank und hole meine kuschelige Flece Bettwäsche und das passende Laken heraus, denn es ist wichtig, dass Atemu es jetzt sehr warm hat. Schnell hole ich noch zwei Ersatzkissen, da die anderen beiden ja voller Blut sind und somit auch erst einmal in der Wäsche landen.

Nach gut zehn Minuten ist das Bett frisch bezogen und ich lasse es mir nicht nehmen, Atemu von dem Sessel, auf welchem der die letzten Minuten gesessen hatte, auf meine Arme zu heben und ihn in die kuschelige Decke und das weiche Federkissen zu betten.

„Schlaf dich aus, mein kleiner Engel... ich passe auf dich auf...!“, hauche ich ihm zu, ehe ich ein Kuss auf sein Haar hauche und ihn zudecke.

„Ich werde ihm nun noch eine Nährlösung verabreichen. Er ist unterernährt und muss zu Kräften kommen. Je nachdem, wie es ihm morgen früh geht, zeigt, ob er durch kommt. Die nächsten sechs Stunden sind entscheidend.“, erläutert der Arzt und legt dem schlaftrunkenen Atemu einen Tropf an.

„Ich habe ihm ein beruhigendes und entkrampfendes Mittel gegeben. Der Husten sollte also nachlassen. Zu dem Antibiotika, ich werde morgen zur Mittagszeit vorbei schauen und ihm gegebenenfalls eine weitere Antibiotika-Injektion geben. Ihre Aufgabe wird es sein, das Fieber mit Wadenwickeln so weit unten wie möglich zu halten. Für den Notfall hier ein Pulver, dies bitte in lauwarmen Tee auflösen und in kleinen Schlucken zu trinken geben.“ Aufmerksam lausche ich dem Arzt, welcher sich anschließend verabschiedet.

Auch Kaiba und Jonouchi verabschieden sich vorerst, versprechen aber, am Morgen gegen zehn Uhr wiederzukommen.

Mit einer Umarmung bedanke ich mich bei den beiden, ehe sie die Wohnung verlassen und ich, nachdem ich alles für die Wadenwickel zusammengesucht habe, mich zu Atemu begebe.

Sorgsam umwickle ich seine Arme und Beine mit den Wickeln, ehe ich ihn wieder in die Decke kuschle.

Einen Lappen auf seine Stirn legend steigen mir erneut Tränen in die Augen. Wieso... wieso muss dieses Wesen so leiden?

Vorsichtig krabble ich aufs Bett und lege mich neben ihn.

Wechsle hin und wieder seine Wickeln und erneuere den kalten Lappen auf der Stirn. Es dämmert als ich meine Augen nicht mehr auf halten kann und an Atemu gekuschelt, seine linke Hand in meiner, einschlafe.
 

Atemu:

Die Spritzen tun nicht einmal besonders weh, es brennt ein bisschen, aber ich verziehe nicht eine Miene. Wenn der Junge mir sagt, dass mir nichts geschehen wird, dann glaube ich ihm das, er ist wie ich und deswegen würde er mich niemals in eine Falle locken. Der Arzt klebt auf die beiden Einstichwunden je ein Pflaster, dann hilft der Junge mir, aufzustehen. In seinen Armen schaffe ich die paar Schritte zu einem Sessel, von wo aus ich Yuugi dabei beobachte, wie er das Bett frisch bezieht. Der Arzt kramt in seiner Tasche herum und ich muss erneut husten. Dieses Mal jedoch ohne Blut. Mir ist schwindlig, aber die Hand des Jungen liegt auf meiner Schulter, was mich beruhigt. Weniger beruhigend dagegen ist der Blick des Mannes, dem Besitzer des Jungen. Ich kenne auch seinen Namen nicht, aber ich bemerke seinen beobachtenden Blick auf mir, was mich nervös macht. Dagegen sieht er seinen Jungen mit einer Art unterdrücktem Stolz an, die mich glauben lässt, dass er ihn gut behandelt.

Apropos… mein Blick wandert zu Yuugi. Er hat mich wirklich, wirklich sehr gut behandelt und ich habe an ihm gezweifelt, was mir unendlich leid tut. Gerne würde ich es sagen, aber durch das ständige Husten schmerzt mein Hals so sehr, dass es nicht geht. Er schaut mich ohnehin nicht an sondern zieht die alten Laken vom Bett ab. Schuldbewusst senke ich den Blick, ich wollte nicht so viel Arbeit und Chaos verursachen und mich dann auch noch so undankbar verhalten. Ich nehme mir fest vor, mich später bei Yuugi zu revanchieren, mit irgendetwas, was, das weiß ich noch nicht. In diesem Augenblick kommt Yuugi schon zu mir herüber, denn das Bett ist fertig. Ich will aufstehen, doch zu meiner großen Überraschung legt Yuugi seine Arme um mich und hebt mich hoch als sei ich eine Feder. Mit großen Augen schaue ich ihn an, kann nicht glauben, dass er das tut, wo ich doch eben noch so unfreundlich zu ihm war, doch er geht unbeirrt weiter und bringt mich zum Bett, sodass ich nur meine Arme ganz fest um seinen Hals lege und meinen Kopf an seine Schulter lehne um meine Dankbarkeit auszudrücken. Sanft legt er mich dann ab und deckt mich auch gleich zu. Gerührt lausche ich seinen Worten und streichle seine Wange um ihm zu zeigen, wie sehr ich das zu schätzen weiß.

Dann tritt der Arzt schon wieder dazu, erklärt, was er zu tun gedenkt und bedenkenlos halte ich ihm meinen Arm hin, lasse ihn machen. Er spricht dann weiter mit Yuugi, doch ich bemerke nun, wo ich wieder ruhig im Bett liege, wie erschöpft ich bin und bekomme nur noch mit einem Ohr mit, was gesprochen wird. Was ich eher bemerke ist, wie Yuugi sich bald darauf noch ein wenig um mich kümmert, seine Berührungen beruhigen mich und so bin ich bald eingeschlafen.
 

Als ich erwache spüre ich den Schmerz in meinem Hals und meine Schwäche. Aber ich spüre auch, dass es lange nicht mehr so schlimm ist, wie in der vergangenen Nacht. Und ich spüre Yuugi neben mir. Meine linke Hand ruht in seiner und er liegt ganz nah bei mir. Ich beuge mich über ihn und betrachte ihn lächelnd. Er ist so lieb… mein Katzenschwanz schlingt sich in einer zärtlichen Geste um sein rechtes Bein und ich kuschle mich noch enger an ihn, während ich darauf warte, dass er erwacht und dabei zusehe, wie die Sonne langsam ihre ersten Strahlen durchs Fenster schickt.
 

Yuugi:

Ein Räkeln neben mir sorgt dafür, dass ich aufschrecke.

Mist, ich muss eingeschlafen sein. Wie lange habe ich geschlafen, wo ist Atemu und viel wichtiger ist, wie geht es ihm?

Plötzlich spüre ich etwas Weiches an meinem Bein, ich schaue nach unten hin und erblicke Atemu, welcher schwach zu mir herauf lächelt. Dieses weiche Etwas bewegt sich und nun kann ich es als seinen Schwanz ausmachen, welcher mich beruhigend und, wie ich es glaube, auch etwas dankbar streichelt.

„Wie geht es dir?“, frage ich leise und streichle über seine Wange und die Stirn um nach seiner Temperatur zu sehen.

Leise flüstert er etwas, das ich jedoch deutlich als ein „Besser“ heraushöre. Doch sein Hals muss furchtbar weh tun.

„Dein Fieber scheint auch etwas runter gegangen zu sein, aber für alle Fälle sollten wir nachmessen.“ Gesagt, getan. Schnell nehme ich das Thermometer vom Nachttisch und stecke es ihm unter die Zunge.

„Ich werd dir einen Tee kochen, das wird deine Halsschmerzen etwas lindern und... Das Thermometer bleibt im Mund bis ich wieder da bin und DU im Bett verstanden?“, ermahne ich lieb, aber durchaus so, dass ich keine Widerrede dulde. Nach einem Nicken seinerseits begebe ich mich in die Küche und schalte den Wasserkocher ein. Während ich Atemu einen Kamillentee aufbrühe, koche ich mir einen starken schwarzen Kaffee um wach zu werden.

Normalerweise mag ich dieses Zeug nicht besonders, aber jetzt brauche ich ihn einfach. Schnell nehme ich noch zwei Scheiben Toastbrot und lege diese ungetoastet zu den Tassen auf das Tablett, mit welchem ich anschließend zu Atemu ins Schlafzimmer zurückkehre.

Als allererstes stelle ich das Tablett ab und nehme meinem kleinen Gast das Thermometer aus dem Mund, aber nicht ohne ihm lieb durchs Haar zu streicheln.

„Hmm... 38,7 schon besser, aber ich mach deine Wickel trotzdem gleich nochmal neu. Aber jetzt trink erst mal ein paar Schlucke, das wird deinem Hals gut tun. Zum Essen kann ich vorerst nur trockenen wabbeligen Toast anbieten... was anderes hab ich nicht da, dass du ohne Schmerzen schlucken könntest, aber ich verspreche dir, dass ich dir nachher, wenn ich einkaufen war, eine kräftige Hühnerbrühe kochen werde.“ ,versichere ich ihm und helfe ihm beim Aufsetzen, ehe ich ihm eine Scheibe Brot in die Hand gebe und ihm vorsichtig Löffel für Löffel ein bisschen Tee gebe.

„In zwei Wochen macht der Weihnachtsmarkt am Tokio Tower auf.“, fällt es mir in diesem Moment plötzlich wieder ein.

Fragende Augen schauen mich an und ich stelle den Tee beiseite, erhebe mich und ziehe die Decke von Atemus Körper.

Langsam beginne ich, ihn von den inzwischen total warmen Wadenwickeln zu befreien.

„Wenn du bis dahin ganz gesund bist, und der Arzt sein OK gibt, dann gehe ich da mir dir hin.“, verspreche ich ihm und lege ihm neue Wickel um Arme und Beine.

Bisher hatte er mit mir nicht viel Gutes erlebt und ich möchte so gerne etwas Schönes mit ihm teilen. Ich möchte seine Augen strahlen sehen, nur ein Mal.
 

Atemu:

Er erschrickt, als er erwacht, ich glaube, er hatte gar nicht schlafen wollen. Sanft, wie beruhigend, umschmeichelt mein Schwanz sein Bein. Ich lächle ihn lieb an, viele Worte will ich aufgrund des Kratzens in meinem Hals nicht machen. Da er mich dann aber fragt, wie es mir gehe, komme ich um eine Antwort nicht herum und bringe unter großer Anstrengung ein „Besser.“ heraus. Seine Hand auf meiner Wange und Stirn tun gut, auch, wenn das rein gesundheitlich bedingt ist, am liebsten hätte ich sie dort festgehalten. Aber nachdem er festgestellt hat, dass mein Fieber gesunken ist, nimmt er sie leider schon wieder fort und steht auf und drückt mir ein Fieberthermometer in den Mund. Daran verschlucke ich mich beinahe und es macht das Schlucken schwer, aber befiehlt mir, es im Mund zu lassen und so gehorche ich. Er möchte dann Tee kochen gehen und mir befiehlt er streng, im Bett zu bleiben. Den Blick gesenkt nicke ich. Ich habe es mir lange abgewöhnt, ungehorsam zu sein, dafür hat mein Besitzer gesorgt.

Es dauert nicht lange, ehe er zurückkommt, zwei Tassen und zwei Scheiben Toast auf einem Tablett. Als erstes erlöst er mich von dem Thermometer, was mich erst einmal dazu veranlasst zu husten. Tut ziemlich weh. Aber er stellt erfreut fest, dass mein Fieber tatsächlich gesunken ist, auch, wenn ihn das nicht davon abhält, mich weiter verarzten zu wollen. Ich wehre mich nicht, bis er anfängt, mir mit dem Tee zu helfen. Das kann ich nun wahrlich auch alleine und ich fühle mich wie ein Kleinkind, wenn er das tut. Die letzten Jahre habe ich so viele Demütigungen erlebt, dass ich nun einen Schlussstrich setzen will. Entschlossen, aber mit einem entschuldigenden Lächeln nehme ich ihm den Löffel ab und trinke selbst weiter. Das Brot aber rühre ich nicht an, zum einen bin ich nicht hungrig, zum anderen mache ich mir Sorgen, dass es zu sehr schmerzen würde.

Während ich noch trinke, beginnt er, die Wadenwickel zu erneuern und erzählt mir währenddessen etwas von einem Weihnachtsmarkt. Fragend schaue ich ihn an. Was ist Weihnachten? Ich stelle die Frage nicht laut, denn dazu schmerzt mein Hals zu sehr, aber meine Augen sind groß und fragend. Fröhlich spricht er weiter und ich glaube, es ist etwas Schönes, seine Stimme klingt so. Aber ich habe derweil etwas anderes entdeckt. Aus der zweiten Tasse strömt ein unglaublich köstlicher Duft, sodass ich mir kurzerhand auch diese Tasse schnappe. Der Duft ist überwältigend. Kurz entschlossen trinke ich auch aus dieser und in der Tat schmeckt es so köstlich wie es riecht.
 

Yuugi:

Noch während ich die Wickel um seine Beine schlage, sehe ich, wie Atemu sich am meinem Kaffee vergreift. Nicht, dass ich es ihm nicht gönne, aber schnell bin ich zur Stelle und nehme ihm die Tasse aus der Hand. „Sei mir nicht böse, Atemu, aber... ich weiß nicht, wie sich der Kaffee mit deinen hoch dosierten Medikamenten verträgt und für deinen Hals ist es im Moment sowieso nicht gut.“ Während ich einen bestürzten Blick ernte, stelle ich die Tasse auf den Nachttisch und lächle mein Kätzchen lieb an. „Nicht traurig sein. Sobald du gesund bist, bekommst du so viel du magst. Versprochen.“ Schon stupse ich ihn an der Nase an und wuschle ihm durch sein weiches Haar, ehe ich auch einen Schluck aus der Kaffeetasse nehme.

In dem Moment, wo ich sie abstelle, klingelt es an der Tür und mein Blick wandert zu meinem Wecker auf dem Nachttisch.

„Es ist ja schon 10 Uhr. Das ist bestimmt Seto mit Jonouchi und dem Arzt. Pünktlich auf die Minute, wie immer. Ich bin gleich wieder da, Atemu.“ Mit einem Lächeln zu dem Cat-Boy verschwinde ich aus dem Zimmer und begebe mich zur Wohnungstüre, welche ich auch gleich öffne.

„Hallo Yuugi, ist Atemu wach?“, begrüßt mich sogleich ein gut gelaunter und fröhlicher Jonouchi und saust mit einer großen Tüte in der Hand, an mir vorbei ohne eine Antwort abzuwarten. Schmunzelnd schaue ich ihm nach, während auch Seto und der Doktor in meine Wohnung treten und sich die Schuhe abstreifen.

„Du siehst furchtbar aus, Yuugi. Augenringe wie Vulkankrater.“, begrüßt mich Seto äußerst charmant.

„Ja, ich weiß. Ich bin hundemüde. Der Tag gestern war echt anstrengend und die Nacht... Aber es geht schon. Es geht ihm besser, glaube ich. Und nur das ist wichtig. Schlaf kann ich nachholen.“, winke ich schließlich ab während ich mit den beiden ins Schlafzimmer gehe, wo uns ein Bild des Chaos erwartet. Der Fernseher hängt auf halb sieben auf seinem Tisch, während Jonouchi an seiner Rückseite herumfummelt.

Auf dem Boden eine Nintendo Wii Konsole. Auf dem Bett die Controller. Eine große Plastiktüte und eine kleinere. Zu dem diverse Spiele, die über das Bett verteilt sind und in all dem Chaos sitzt ein verwirrter Atemu und schaut richtig verloren aus, während Jonouchi ihn mit wedelndem Schwanz zu plappert.

„Weißt du, wenn ich krank bin, spiele ich auch immer, wenn Seto sich um seine Geschäfte kümmert. Krank sein ist echt langweilig, das wird dich ablenken und ich komm dich besuchen dann bist du nicht so allein wenn Yuugi zur Uni oder arbeiten muss. Was spielen wir zuerst, hast du schon...“

„JONOUCHI!“ Setos Schrei lässt nicht nur Angesprochenen zusammenzucken. Auch ich, sowie Atemu, zucke erschrocken zusammen.

Jonouchi selbst schweigt sofort und zieht seinen Schwanz ein, mit hängenden Öhrchen und schuldbewusstem Blick schaut er zu Boden.

Von Seto ist daraufhin nur ein Seufzen zu hören, während er sich an die Schläfe fasst.

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien. Aber du hattest doch versprochen, dass du den Arzt erst seine Arbeit machen lässt, wenn ich dir erlaube, das mitzunehmen.“ Mit diesen Worten geht er zu dem Häufchen Elend, welches nun doch aufblickt, als Seto vor ihm auf die Knie geht. Sanft legt Seto seine Hand auf den Kopf des Blonden, woraufhin dieser seine Haltung wieder entspannt. Beide schauen sich tief in die Augen und auf Setos Lippen legt sich ein kleines Lächeln, das bewirkt, dass Jonouchis Augen anfangen zu strahlen.

„Na komm, räum alles zusammen, zumindest beiseite, dass der Dok sich um Atemu kümmern kann. Nachher hast du noch genug Zeit, mit ihm zu spielen, wenn der Dok sein OK gibt.“ Jonouchi nickt eifrig und legt seine Lippen für einen kurzen Kuss auf die meines besten Freundes, welcher das Spiel ihrer Lippen gerne annimmt.

Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr Seto sich doch in den letzten drei Jahren verändert hat.

Seit er Jonouchi bei sich hat, ist aus dem unnahbaren, kühlen Geschäftsmann ein umgänglicher Mensch geworden, welcher zwar noch immer mit eiserner, aber gerechter, Hand seine Firma führt, jedoch ist er privat nun ganz anders.

Vor allem dem Blonden gegenüber hat er einen ausgeprägten Beschützerinstinkt entwickelt.

Ich erinnere mich noch gut an jenen Abend vor vier Monaten, als wir in einer dieser Nobeldiscotheken waren und plötzlich ein ziemlich angetrunkener älterer Herr an unseren Tisch kam und fragte ob er sich denn Jonouchi einmal für eine Nummer ausleihen dürfte, er würde auch gut zahlen. Erst ignorierte es Seto, doch als er ältere Herr anfing, dass er nichts dagegen hätte, wenn Seto dabei wäre, der Puppy-dog hätte genug Löcher zum Stopfen, da lernte ich einen Seto kennen, den ich nie zuvor erlebt habe. Er verlor die Fassung und beförderte den „Alten Sack“, wie er ihn nannte, in eine der vielen Theken, die es dort gab.

Als ich ihn später einmal fragte, was das Fass zum überlaufen brachte knurrte er nur „PUPPY DOG“. Dieser Ausdruck bezeichnet Jonouchi einfach nur als Ware. Alles andere kann er ignorieren... doch er hasst es, wenn sein Jonouchi als Ware bezeichnet wird.

Der Blonde wird oft und viel angemacht und es reicht fast immer ein böser Blick von Seto, dass es endet. Beide haben gelernt, damit umzugehen und Jonouchi stört es nicht. Er vertraut Seto und weiß, dass dieser ihn beschützt.

„Ich liebe dich, Seto...!“, verkündet der Kleine nachdem sie schließlich den Kuss gelöst haben und wuselt umher um die Utensilien der Wii Konsole grob zusammen zu räumen.

„Ich dich auch, mein Hündchen!“, flüstert Seto ganz leise und eigentlich nur für Jonouchis Ohren bestimmt, da bei ihm das Gehör dem eines echten Hundes in nichts nachsteht.

Ich jedoch habe es gehört und muss lächeln.

Sie sind so süß.

Mein Blick schweift zu Atemu, welcher das alles beobachtet hat und nun doch sehr nachdenklich aussieht.

Für ihn ist es sicherlich neu, dass ein Mensch und einer seiner Art so vertraut, ja, gar zärtlich, miteinander umgehen. Und mit einem Mal lässt er seine Ohren hängen und ich glaube sogar, eine Träne in seinen Augen zu entdecken. Ich gehe zu ihm herüber und befreie ihn von der Bettdecke. Hierbei schaue ich ihm in die Augen und lächle ihn aufmunternd an. Was ich sagen soll, weiß ich nicht. Doch will ich ihm wenigstens vermitteln, dass er von nun an nicht mehr allein ist... dass ich da sein werde und meine Arme für ihn immer offen sein werden.

Ein letztes Mal streichle ich ihm über die Wange und die kleine Träne hinfort die grade aus seinen Augen über diese hinunter laufen möchte.

Mir wird so schwer ums Herz und gleichzeitig geht ein so warmes Kribbeln von meinen Fingerspritzen aus und rinnt durch meinen ganzen Körper.

Seine Haut ist wunderbar weich fast so... als wäre es Fell doch... die ist glatt und so warm…

Mit klopfendem Herzen trete ich beiseite und lasse den Arzt an Atemus Seite, damit er seine Arbeit machen kann.
 

Atemu:

Mein Blick ist nur kurz enttäuscht, als er mir den Kaffee wieder abnimmt, doch als er erklärt, es aus gesundheitlichen Gründen zu tun, bin ich ihm nicht mehr gram. Es ist rührend, wie er sich um mich kümmert und ich weiß gar nicht, wie ich ihm danken soll. Doch leider wird diese schöne Stimmung durch das Erscheinen des Arztes unterbrochen. Ich seufze innerlich. Es war so schön mit ihm und der Gedanke, gleich erneut untersucht zu werden, lässt mich schaudern. So entschwindet Yuugi um die Tür zu öffnen, doch lange bleibe ich nicht alleine, denn nur Sekunden später kommt der Junge von gestern Nacht in das Schlafzimmer geeilt und beginnt, mir von Spielen zu erzählen und an Yuugis‘ Fernsehen herumzuspielen, wobei ich keine Ahnung habe, wovon er da eigentlich spricht.

Doch da wird er auch schon unterbrochen von einem Schrei, der mich so heftig zusammenzucken lässt, dass beinahe der Tropf aus meiner Hand gerissen wäre. Schmerzerfüllt beiße ich mir auf die Lippe. Aber mein Schmerz ist wohl nichts zu dem, was der Junge – immerhin kenne ich nun seinen Namen – empfinden muss, als er angeschrien wird. Ich senke den Blick, denn sicher ist es ihm unangenehm, das war es mir auch immer. Aber was dann folgt lässt mich wieder aufblicken, meine Augen sind weit offen und es fehlt nicht viel, dass auch mein Mund offenstehen würde. Er entschuldigt sich. Der Mann entschuldigt sich tatsächlich. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ungläubiges Staunen erfüllt mich, als ich auch noch sehe, wie die beiden sich küssen – und das sehr zärtlich. Wenn ich geküsst wurde, dann war es immer verlangend und wild, aber nie so… nie so gefühlvoll. Ich freue mich sehr für Jonouchi, nicht häufig hat man so ein Glück wie er es hat und er verdient es, denn er war so lieb zu mir und ich glaube, dass er mir grade auch etwas Gutes tun wollte, auch, wenn ich nichts verstanden habe. Die beiden beenden den Kuss, sehen sich und – und gestehen sich ihre Liebe. Mir fällt bald wirklich die Kinnlade herunter, doch neben der Freude für Jonouchi empfinde ich noch etwas, was mich beschämt. Neid und Trauer. Neid, darauf, dass er so glücklich ist, während ich nie im Leben wirklich glücklich sein durfte. Ich habe nicht mal Eltern, wurde im Reagenzglas gezüchtet, denn ich war eine Sonderanfertigung – für ein Bordell in Kyoto. Damit bin ich das zurzeit teuerste Exemplar meiner Art. Mit einem Kaufpreis von vier Millionen Dollar bin ich 1.5 Millionen Dollar teurer als jeder andere. Ich wurde lediglich darauf getrimmt, diese vier Millionen im Bordell auch wert zu sein. Glücklich war ich nie. Und das macht mich traurig. Aber ich darf doch nicht so fühlen, ich sollte mich freuen zu sehen, dass es Jonouchi möglich ist, so glücklich zu sein.

Dass ich weine bemerke ich erst, als Yuugi plötzlich bei mir ist, lächelt und sich um mich kümmert. Schwach lächle ich zurück. Ich bin ein Idiot. Hier ist man doch so gut zu mir, hier könnte ich glücklich sein. Da sollte ich nicht traurig sein. Aber dann zieht Yuugi sich zurück und der Arzt tritt auf mich zu. Ich wimmere leise und strecke eine Hand nach Yuugi aus, mein Blick ist bittend. Und zu meinem Glück kommt er dann auch zu mir, legt wie gestern meinem Kopf in seinen Schoß und hält meine freie Hand. Lächelnd erwidere ich den Druck seiner Hand und lasse den Arzt machen. Es ziept ein wenig, als er den Tropf entfernt, aber es ist nicht schlimm und da ich keine Angst habe, scheint mir die Untersuchung auch schneller vorbei zu sein, als gestern. Scheinbar ist der Arzt zufrieden mit mir, er meint, ich müsse noch eine Woche im Bett liegen bleiben, solle viel Tee trinken und müsse Tabletten schlucken, aber er mache sich keine Sorgen um mich. Besonders Yuugi scheint das glücklich zu machen und ich führe seine Hand kurz an meine Lippen.
 

Yuugi:

Es ist schön zu sehen, wie sehr Atemu mir vertraut und den Arzt erst an sich heran lässt, als ich bei ihm bin und er sich sicher fühlt.

Die ganze Untersuchung über halte ich seine Hand und streichle ihm durch sein Haar, während ich ihn ab und zu hinter seinen Öhrchen kraule.

Als der Arzt schließlich sein Untersuchungsergebnis verkündet, möchte mein Herz vor Freude aus der Brust hüpfen und ich höre es deutlich in meinen Ohren pochen.

Plötzlich spüre ich etwas an meiner Hand. Eine warme, weiche Berührung, welche dafür sorgt, dass ich perplex zu eben jener schaue und erblicke, wie dieser süße Junge, dessen Kopf auf meinem Schoß ruht, einen zarten Kuss auf meinen Handrücken haucht.

Augenblicklich wird mir heiß. Unheimlich heiß, unglaublich heiß.

Scheiße, fühlen sich diese Lippen gut an. So warm und weich. Und zum ersten Mal fällt mir auf, wie hübsch geschwungen sie doch sind. Wie sie sich wohl auf meinen eigenen Lippen anfühlen würden?

Schwer schlucke ich, als mir bewusst wird, dass meine Gedanken einmal mehr in die falsche Richtung gehen und als Atemu mich anlächelt, lächle ich zurück und bedecke auch seine Hand mit einem zarten Kuss, ehe ich mich nun doch von ihm löse, da sich bereits etwas Blut an der falschen Stelle gesammelt hat. Dies soll er nicht mittbekommen. Er soll nicht merken, was für Phantasien er in meinem Kopf auslöst.

Und ich... beginne mich ernsthaft zu fragen, als was ich Atemu eigentlich sehe... als eine Person, die ich für immer an meiner Seite haben möchte, die ich vielleicht liebe und vor allem Bösen dieser Welt beschützen möchte oder... als jemanden, den ich dann zu allererst vor mir und meinen Körper schützen sollte, weil er in ihm das sieht, wozu er wahrscheinlich geboren wurde. Als mir klar wird, dass dies wahrscheinlich zumindest mein Körper von ihm will, beginne ich mich vor mir selber zu ekeln. Da ist man mal vier Monate ohne Sex und schon spielt der Körper verrückt.

„Yuugi.“

„Hm?“ Erschrocken blicke ich zu Seto, welcher mit dem Doktor an der Tür vom Schlafzimmer steht.

„Der Dok fährt nun nach Hause. Du wolltest doch noch was einkaufen, oder? Komm, ich fahre dich, ich wollte eh noch mit dir reden.“

„Ja, aber... Ate- ups!“ Schon werde ich von besagtem Jungen umklammert und schaue in bittende, traurige Augen, die nur eines sagen: „Nicht weggehen!“

„Jonouchi bleibt bei ihm. Keine Sorge, er ist in guten Händen.“ Ich nicke und setze mich kurz auf die Bettkante.

„Ich bin bald wieder da, Atemu. Keine Sorge, Jonouchi ist ein ganz Lieber, ihr werdet bestimmt viel Spaß haben und... ich bring dir auch Schokolade mit!“, zwinkere ich ihm zu, ehe ich schnell ins Bad verschwinde um mich fertig zu machen.

Zehn Minuten später werfe ich noch einmal einen letzten Blick ins Schlafzimmer und schenke Atemu einen lieben Blick und mein schönstes Lächeln, ehe ich ihm zuwinke und mit Seto die Wohnung verlasse.

Gemeinsam steigen wir in seinen Sportwagen und er fährt los.

„Sag mal, was war das da grade?“

„Was meinst du?“

„Du hattest einen Ständer, als du vom Bett aufgestanden bist, kurz nachdem Atemu deine Hand geküsst hatte.“

Ertappt und mit glühenden Wangen senke ich meinen Blick.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  star-angel
2010-07-10T02:18:06+00:00 10.07.2010 04:18
jipie ein neues Kapitel.
der arme Atemu musste diesmal ja echt leiden. gut das yuugi seto zur hilfe holen konnte, wer weiß wie die nacht sonst für atemu geändet hätte. und Jono zu setos hundchen zu machen passt perfekt. ich frag mich nur wie atemu reagiert wenn er irgendwann mal mitkriegt wie yuugis körper auf ihn reagiert. wird bestimmt noch interessant. ich freu mich schon tierisch auf das nächste Kapitel und hoffe das du bald Zeit haste es zu schreiben und hoch zu laden.

lg star-angel
Von:  patkinmon
2010-07-09T15:35:24+00:00 09.07.2010 17:35
wie süß<3
der arme atemu! muss so viel durchmachen aber mit yuugis guter pflege wird das alles wieder werden
seto ist auch ein lieber.
die beiden verstehen wirklich was von menschen und menschlichkeit
aber ich denke yuugi hat sich verliebt :D <3
ich bin schon auf das nächste kapitel gespannt
lg
Von:  lula-fan
2010-07-09T03:09:47+00:00 09.07.2010 05:09
tja wieder einmal hat es die liebe geschafft einen menschen zu ändern :)
freut mich das atemu bei sato und jono sieht wie liebevoll Menschen und seine artgenossen miteinander umgehen können und das er ihre gegenseitige liebesbekundung hört ist das i-tüpfelchen.

atemu vertraut yuugi das ist schon mal ein schöner anfang und vielleicht erwidert er ja seine gefühle, den das yuugi in atemu verliebt ist steht fest.
bin mal gespannt wie lange es dauert bis atemu merkt wie yuugiss körper auf ihn reagiert ;)
und was yuugi seto alles anvertraut ;)

leider seh ich aber auch allerlei probleme auf die beiden zukommen, wie will er seiner umwelt,zb den nachbarn, erklären das er als armer student einen cat-boy besitzt. Und was ist wenn atemu´s besitzer nach ihm suchen? Hoffentlich finden sie ihn nicht !!!!!!

doch zu erst einmal muss atemu wieder ganz gesund werden und ich freu mich darauf zu lesen wie sich die beziehung der beiden weiter entwickelt.

hoffentlich kommt der nächste teil geschwind !
vlg


Von:  Sephira
2010-07-08T22:27:59+00:00 09.07.2010 00:27
Toller Teil!
Man oh Man, ich kann Yugi schon ganz gut verstehen XD
Seto mal so nett zu erleben ist auch ein Wunder und Jono passt sehr gut zu der Rolle^^


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