Life can be beautiful
Ich sitze gerade völlig durchnässt auf meinem Bett. Das Handtuch hängt halb vergessen von meinen Schultern. Ich habe eben etwas derart wundervolles erlebt, dass ich noch immer ganz verzaubert bin. Sollten euch bei diesem Eintrag irgendwelche Syntax-Fehler auffallen, dann verzeiht sie mir bitte. Ich wollte dies nur so schnell wie möglich niederschreiben, bevor der eben erlebte Traum meiner Erinnerung entgleitet.
Ich bin gerade eben in einen Platzregen geraten. Aber nicht einer von der Sorte, bei der man einfach nass wird und sich ärgert. Es war alles ganz anders, fast schon... magisch. Ich habe meine übliche Abendrunde gedreht, Musik auf meinem MP3-Player göhrt und sah die Gewitterwolken bereits aufziehen. Allerdings waren es nicht die dunklen Ungetüme, die sich auftürmen und Mensch und Tier schon Stunden vorher ins Haus flüchten lassen. Es war ein breiter Streifen Cumulus-Wolken, von der untergehenden Sonne so beschienen, dass sie rot zu glühen schienen. Ich sah davor noch den klaren Himmel gesprenkelt mit ein paar vereinzelten Cirrus-Wölkchen. Auch dahinter war der Himmel klar und ich konnte den Sonnenuntergang bewundern. Nur der Gewitter-Streifen schien sich wie ein breiter Riss quer über den Himmel zu ziehen, vom einen Ende der Welt zum anderen. Erst zog er ereignislos über mich hinweg und ich dacht schon, es würde nichts geschehen. Doch dann, als das Gewitterband schon fast vorrüber war, entfaltete sich plötzlich der Zauber. Auf meinem MP3-Player setzte gerade das Lied "Fuori Dal Mondo" von Ludovico Einaudi ein. (Es ist das Lied, welches ich in dem Youtube-Fenster am Anfang eingebettet habe.) Genauso, wie das Lied erst mit den sanften Klängen von ein paar Streichinstrumenten einsetz, so fing auch der Regen erst gan zärtlich an. Ich spürte einen Tropfen auf meiner Nase und sah zum Himmel auf. Es war atemberaubend. Ich konnte sie sehen, jeden einzelnen Tropfen. Sie schimmerten im steil einfallenden Sonnenlicht und schienen grad so, wie abertausende kleine Perlen, die vom Himmel rieseln. Ich war so gebannt von diesem Anblick, dass ich mich nicht rühren konnte. Ich spürte zwar, wie der stetig zunehmende Regenguss meine Kleidung langsam aber sicher durchweichte, aber es störte mich nicht im Geringsten. Ich starrte immer nur in den Himmel, das Gesicht zur untergehenden Sonne gewandt. Während Einaudis Piano mich zärtlich einlullte. Es war ein Anblick so unbeschreiblich schön, dass ich fast weinen möchte, bei dem Gedanken, dass ich so etwas Schönes wohl nie wieder sehen werde. Die strahlende Sonne, die den klaren Himmel am Horizont blutrot färbte,die feinen Cirrus-Wolken, die davor aussahen wie rosane Federn. und dann das dunkelrote Wolkenband, aus dem der Regen fiel, wie ein Schleier aus Perlen, nein, aus goldenen Sternen. Durch das Finale des Pianos, hörte ich hinter mir plötzlich ein langegezogenes, verhaltenes Grollen, einen Donner. Als ich mich umdrehte, um zu sehen, wo genau sich das Gewitter befand, blieb mir erneut vor Stuanen der Atem im Halse stecken. Hinter mir hatten sich die Cumulus-Wolken zu einer dunkel-violetten Decke zusammengetan, der Himmel dahinter war nicht mehr zu erkennen. vereinzelte Blitze durchzucken die Decke, wie feine weiße Adern aus Licht und vor dieser bedrohlichen Kulisse hatte sich der König des Himmels in sein schönstes Festtagsgewand gekleidet und trotzte tapfer dem wütenden Unwetter. Ein Regenbogen, so klar, wie ich noch nie einen gesehen habe, zog sich quer über den Gewitterhimmel, umhüllt vom glodenen Perlenschleier des Regens. Je weiter die Sonne hinter mir gen Abend sank, desto mehr verblasst der strahlende Ritter und als das Piano mir seine letzten tröstenden Klänge spendete, verschwand auch der goldene Schleier und zurück blieb ein Himmel, wie ein Schlachtfeld, durchzogen von Wolkenfetzen in unterschiedlichen Rottönen. Auf dem Weg nachhause bemerkte ich erst, dass Die nässe bis auf meine Haut durchgedrungen war. Doch es störte mich nicht. Ganz im Gegenteil, die angenehme Kühle, vermischt mit dem frischen Regenduft, der in der Luft hingen, waren wie ein sanftes Erwachen aus einem wunderbaren Traum. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas so wunderbares erlebt. Jetzt, wo ich alles niedergeschrieben habe, werde ich melancholisch. Der Gedanke, dass ich und alle anderen Menschen gerade diese kleinen magischen Momente, diese herrlichsten Wunder, der wohl begabtesten Dva aller Künstler, der Natur selbst, nicht bemerken, weil wir einfach zu sehr mit unserer eigenen unbedeutenden kleinen Welt beschäftigt sind.... Dieser Gedanke, erschüttert mich zutiefst. Und doch weis ich, dass es recht so ist. Ein Mensch kann den ganzen Tag damit zubringen, die Wolken am Himmel zu bestaunen und dabei das höchste Glück auf Erden erleben. Doch davon wird die Arbeit nicht getan, davon kommt kein Brot auf den Tisch. Wir Menschen brauchen unsere mentalen Scheuklappen, sonst würden wir unser ganzes Leben lang staunenden durch die Welt ziehen ohne je etwas zu schaffen. Gerdae, weil wir unser Leben lang zu Boden schauen, sind diese kleinen Momente, diese magischen fünf Minuten umso größere Wunder für uns.
Bitte behaltet das im Herzen. Wenn ihr jemals auch in den Genuß eines solchen Wunders kommt, bewahrt euch die Erinnerung. Vergesst es nicht. Ihr könnt ein Leben lang von dem Glück, das ihr in diesen Paar Minuten erlebt habt zehren.